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Ausländer sind willkommen

■ Hamburger Handwerkskammer: Ohne die Immigranten liefe in Hamburgs Betrieben nichts

: Ohne die

Immigranten liefe in Hamburgs Betrieben nichts

Wenn die Zeichen auf Sturm stehen, benötigt sogar die Normalität einen Fürsprecher. Dies hat auch die Hamburger Handwerkskammer erkannt und übte sich gestern in Publicity. „Ausländer sind im Handwerk eine Selbstverständlichkeit“, betonte der Präsident der Handwerkskammer Dieter Horchler gestern vor Journalisten. Und: „Ohne Ausländer liefe im Hamburger Handwerk nichts.“

Die Kammer-Zahlen belegen dies: Jede 6. Person, die in diesem Wirtschaftsbereich arbeitet, kommt aus einem anderen Land. Insgesamt stärken etwa 20000 Immigranten die Handwerksbetriebe der Hansestadt. „Ausländer tragen zu einem bedeutsamen Teil zu unserem Wohlstand bei“, unterstrich Horchler. Nicht allein darum verurteile die Handwerkskammer jede Form der Ausländerfeindlichkeit aufs schärfste.

Auch mit dem Vorurteil vom „unqualifizierten Fremden“ räumte die Kammer gestern auf. Denn der Anteil an Meisterprüfungen wachse stetig, wie auch die Zahl der Unternehmensgründungen. Derzeit verzeichnet Hamburg 900 nicht- deutsche Selbständige, jede zwölfte Betriebsneugründung gehe auf die Initiative von Ausländern zurück. Bei den handwerksähnlichen Gewerken (ohne anerkannte Meisterprüfung) liegen die ImmigrantInnen sogar noch besser im Rennen: Von ihnen wird jeder vierte Betrieb neu gegründet.

Ein Arbeitsfeld nicht ganz ohne Tücken: Denn für den Arbeitsmarkt gilt, daß nur der überlebt, der die bessere Qualifikation zu bieten hat. Daher appellierte der Kammer-Präsident auch an die jungen Ausländer, sich an eine qualifizierte Ausbildung zu wagen. Doch schon heute hat sich ein nicht unbeträchtlicher Teil zu diesem Schritt entschlossen. Insgesamt

11360 junge Immigranten lernen ein Handwerk, immerhin jeder zweite von ihnen. Auch hier, so Handwerkskammer-Geschäftsführer Jürgen Hogeforster, „eine gelungene Integration“.

Dem widersprach die 22jährige Sultan Arslan gestern nur in einem Punkt. Die junge Türkin, die sich zur Fleischerin ausbilden läßt, be-

1richtet über den Berufsschulunterricht: „Wenn über Ausländer diskutiert wird, kommen von den Schülern oft ausländerfeindliche Sprüche, und die Lehrer greifen nicht ein.“ Auch der türkische Drehermeister Arif Güngör merkte an, daß eine Betriebsgründung häufig problematisch sei: Diese werde nur Ausländern mit einer unbefri-

1steten Duldung oder einer Aufenthaltsberechtigung gewährt.

Aber auch in solchen Fällen bietet die Kammer Hilfe an. Nicht nur Weiterbildungskurse sind im Angebot: Ausländische Handwerker können dort auch kostenlos die Dienste der Betriebs- und Rechtsberatung in Anspruch nehmen. Sannah Koch

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