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■ Mittwochs-Blick (4)So grau wie der Alltag

Mittwochs-Blick (4)

So grau wie der Alltag

hier bitte die Häuserfront einkleben

Alle kennen solche Stellen in der Stadt: Man kann jahrelang dran vorbeigehen und immer wieder denken: Was ist das bloß? Eine Hauswand, ein Schild, ein Laden. Der flüchtige Blick ist schnell vergessen — bis zum nächsten Mal. MITTWOCHS-BLICK (4)

„Aber was wollen Sie denn, das ist doch ein ganz einfaches, sachliches Gebäude. Absolut unauffällig...“ Herr Jupin will nicht viel hermachen von seinem Arbeitsplatz, der sich hinter einer häßlichen Hausfassade befindet, die sich in der Tat erst dann in eine bewußte Wahrnehmung drängt, wenn man die weitauseinandergezogene, merkwürdige Aufschrift „Norddeutsches Bewachungsinstitut“ gelesen hat. „NBI, ja“, sagt Herr Jupin, „wie die ehemalige DDR-Illustrierte, ha, ha. Aber das Gebäude ist so grau wie der Alltag — Sicherheit ist eben kein Thema der Mode.“ — Dabei hat der Nachkriegsbau gegenüber der Straßenbahnhaltestelle Rembertiplatz einen sehr schönen Vorläufer gehabt. Seit 1903 nämlich gibt es das Norddeutsche Bewachungsinstitut, und bevor es durch Bomben zerstört wurde, hatte es eine schöne Steintreppe zwischen zwei Wintergärten, Souterrain-Eingänge, und sah aus wie die typischen hübschen Bürgerhäuser.

Hinter den sechs großen Fenstern, die immer durch schmutziggraue Gardinen verdeckt sind, befinden sich Lager- und Fertigungsräume für Alarmtechnik, die europaweit ausgeliefert wird, und die Administrationsräume, in denen die Sicherheitsbedürfnisse von Wirtschaftsbetrieben und Privatpersonen organisiert werden: Sicherheitsposten, „keine alten, klapprigen Rentner, sondern geschulte Männer“, die Objektbegehung machen und sich an Verdächtiges heranpirschen. Personenschutz „aber nur für seriöse Leute, nicht für die Killermafia, die ja jetzt auch bei uns hochkommt“. Und der „Schlüsselsuchdienst“, der gegen Verfolgungswahn angeht und verlorene Schlüssel anhand ihrer Nummern sogar im fernen Moskau auftreibt.

„Wirklich“, sagt Herr Jupin, „was fragen sie nach unserem Gebäude. Es ist so trocken, objektiv und effizient, wie die Arbeit, die hier getan wird.“ CoK / Foto: T.V.

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