: Unterm Strich
Wir vermelden beruhigt, daß der Verbleib des Tapetenmuseums in Kassel – dem größten Spezialmuseum dieser Art in Deutschland – endgültig gesichert ist. Das Land Hessen übernahm am Montag in einer Feierstunde das bislang von einer Privatinitiative getragene Museum und übergab es in die Obhut der Staatlichen Museen Kassel. Der Trägerverein dieser bedeutenden Sammlung von über 600 Exponaten der jahrhundertealten Tapetenkultur war wegen der wirtschaftlichen Entwicklung in der Tapetenindustrie, die bislang 200.000 Mark zum Etat beisteuerte, in Schwierigkeiten geraten.
Ein Mahnmal gegen die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus soll nach einem Entwurf der Kölner Künstlerin Rosemarie Trockel in Frankfurt entstehen. Eine Jury mit dem Direktor des Frankfurter Museums für Moderne Kunst, Jean-Christophe Ammann an der Spitze wählte Trockels Konzept aus. Die Künstlerin will auf einem Platz in der Innenstadt, der nach einem Beschluß von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung für das Mahnmal vorgesehen ist, eine Engelsfigur aufstellen. Als Zeichen für die Gewalt der Nazis gegen Schwule und Lesben soll der Statue nach dem Guß der Kopf makabrerweise abgeschlagen und mit einer Verdrehung wieder aufgesetzt werden, so daß die Bruchstelle als Narbe sichtbar bleibt. Das Kunstwerk soll dort errichtet werden, wo ohnehin niemand bekehrt werden muß: an einem Platz, in dessen Nähe sich laut dpa „viele homosexuelle Bars“ (kann eine Bar homosexuell sein? Was heißt viel?), Cafés und Diskos, das Lesbisch-Schwule- Kulturhaus und die städtische Aids-Hilfe befinden. Eine Tafel soll die Verfolgung der Homosexuellen im Dritten Reich erläutern. Die Finanzierung allerdings ist noch nicht geklärt.
Alle Tanzbeinschwinger, denen schon das Lampenfieber in den Knochen zwackt, seien darauf hingewiesen, daß das für den 12.März in der Berliner Wutzkyallee Nr. 88 angekündigte Boogie-Woogie-Turnier leider, leider abgesagt worden ist.
Zum „Unwort des Jahres“ 1992 hat die Gesellschaft für deutsche Sprache den Begriff „ethnische Säuberung“ erklärt. Es handele sich um eine Propaganda-Definition, die ganz bewußt die Kriegsgreuel im ehemaligen Jugoslawien verschleiere, sagte Professor Horst Dieter Schlosser aus Frankfurt am Montag abend im Dresdner Rathaus zur Begründung. Besonders verwerflich sei, daß die Formel fast ohne jede Bedenken in Deutschland übernommen worden sei. „Viele Zeitungen setzen nicht einmal mehr die Anführungszeichen, ganz so, als drehe es sich um eine bürokratische Maßnahme“, kritisierte Schlosser.
Unserer Vorliebe kommt es entgegen, daß wir abschließend wieder einen herzerwärmenden Frauengeburtstag melden dürfen: Kim Novak wird sixty, und zwar ganz genau am dreizehnten february.
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