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Armer Cezanne!-betr.: "Der heilige Misanthrop", taz vom 8.2.93

Betr.: „Der heilige Misanthrop“, taz vom 8.2.93

Schade, daß uns jetzt nicht mal mehr die taz ein bißchen kulturelle Entwicklungshilfe gönnt. Dabei ist doch die Cézanne-Ausstellung die Gelegenheit, unserem provinziellen Bergvolk der Sueben und Alemannen, das dumpf zwischen Gartenzwergen, Kuhställen und Satellitenschüsseln dahinvegetiert, weder richtig Deutsch noch Kartoffeln zubereiten kann, Dinge zu zeigen, die wir noch nie in unserem Leben gesehen haben. Natürlich müssen wir Eingeborenen zwangsverpflichtet werden, um die Höhepunkte abendländischer Kunst zu begaffen. Ungläubig bestaunen wir nun die schweren Limousinen, riechen betörende Parfums und lauschen, natürlich ohne ein Wort zu verstehen, den belehrenden Worten der Kritiker, die eigens aus Berlin anreisen, um uns zu erklären, wie man mit Messer und Gabel ißt.

Zurück aus den finsteren Wäldern, umweht von weltstädtischem borussisch-fortschrittlichem Geist, werden sie dann von ihren Abenteuern erzählen und zusammen mit Managern, nebst Gattinen, die Nationalgalerie besuchen, wo die Rüstungsindustrie vielleicht gerade eine Ausstellung sponsort. Nur daß es der Künstler diesmal wirklich verdient. Armer Cézanne! Johannes Näumann, Tübingen

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