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Knallende Korken der Frauenpower

■ Das Frauenkultur- und Bildungszentrum belladonna feiert sein fünfjähriges Jubiläum

Am Freitag knallen die Korken: Das Frauenkultur-und Bildungszentrum „belladonna“ feiert seinen 5. Jahrestag ganz groß im „Modernes“. Bella Donna, so heißt die schöne Frau auf italienisch — aber auch das Schönheitsgift der Tollkirsche, das Frauen sich bis in die 30er Jahre noch die Pupillen träufelten, um zu bezaubern.

Mit dem Zauberstab allerdings waren die vier Bella-Donnas, die zum festen Mitarbeiterinnen-Kreis gehören, nie am Werk. Statt dessen haben sie von Anfang an solide und ideenreich auf die eigene Frauenpower gebaut: Das belladonna-Domizil in der Sonnenstrasse 8 liegt fest in Frauenhand. Es gehört einer Käuferinnengemeinschaft, in der auch Mitarbeiterinnen vertreten sind. Unabhängig von patriarchaler Vermieter-Unbill finden hier Veranstaltungen statt, tagt die feministische Geschichtswerkstatt und „wohnt“ das Frauenarchiv.

„Natürlich gab es in den fünf Jahren Veränderungen“, blickt Maren Bock, ehedem jüngste Mitinitiatorin und heute dienstälteste Mitarbeiterin, zurück. Aber das Projekt hat seine Häutungen gut überstanden. Mit viel Arbeit und Beharrlichkeit hat das Team trotz wechselnder Besetzungen das Projekt zu einer respektierten Einrichtung der hiesigen Frauen-Kultur-Szene gemacht. „Unser Konzept, die Verbindung von politischer Praxis und feministischer Theorie, hat sich bewährt“, findet Maren Bock. „Von der Stewardeß bis zur Grauen Pantherin sind die verschiedensten Frauen gekommen.“ Manchmal platzen die Räume fast aus den Nähten, bei Diskussionsveranstaltungen über „Frauen und Macht“ oder „Lesbische Beziehungen“ zum Beispiel. Ein ander Mal kommen Besucherinnen, die noch nie einen Fuß in ein Frauenprojekt gesetzt haben und erleben hier ihre erste „reine Frauenveranstaltung“. „Denen gefällt es!“ wissen die Veranstalterinnen.

„Wir gehören zu den größten Frauenarchiven im Land“, betont Monika Brunnmüller, Germanistin im belladonna-Archiv. Frauen aus ganz Bremen und Niedersachsen frequentieren es - ohne bezahlen zu müssen. Dabei wäre eine Beratung 200 Mark wert, wenn die festen Kosten auf die Nutzerinnen umgelegt würden. Anerkennung kommt auch von behördlichen Einrichtungen: Die Gleichstellungsstelle trat ihr gesamtes Pressearchiv an belladonna ab. Das ehrt die Donnas. Aber es verpflichtet auch: zu noch mehr Arbeit.

In den letzten fünf Jahren vergrößerte sich der Archivbestand um das Dreifache die Besucherinnenzahl hat sich verzehnfacht — bis nach Namibia und Brasilien geht der feministische Gedankendraht. Der Personalstand dagegen blieb unverändert — und ist nach wie vor ungesichert. Das und die Sparbeschlüsse des Senats bereiten den Projektfrauen Kopfzerbrechen. „Dabei arbeiten wir auch mit Ausbildungsbetrieben zusammen“, erläutert Maren Bock. 20 Frauen haben hier Praktika absolviert, von der Sekretärin bis zur Soziologie-Studentin.

Trotzdem — für die Mitarbeiterinnen, Freundinnen und Mäzeninnen gilt heute: „5 Jahre belladonna — ein Grund zum Feiern! Eva Rhode

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