: Kick ums europäische Blech
Werder Bremen spielt im Hinspiel des Supercups 1:1 gegen den FC Barcelona, und Klaus Allofs zeigte es nochmal den Grünschnäbeln ■ Aus Bremen Holger Bruns-Kösters
Drei Minuten vor Schluß zeigte Werders Stürmer-Oldie Klaus Allofs den Youngstern noch mal, wie das richtig geht. Er guckte, er zielte, er trat, und er traf. Und schon stand es 1:1 gegen den FC Barcelona im ersten Spiel um den europäischen Supercup.
Super war sonst eigentlich nichts am Mittwoch abend im Bremer Weser-Stadion. Aber immerhin ganz ordentlich. Und das war nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Denn der Supercup ist zwar ein hochoffizieller Wettbewerb der UEFA, doch mehr als die Ehre interessiert die Vereine die willkommene Chance, zusätzliche Millionen einzustreichen. Die überwies in diesem Fall RTL aufs Bremer Konto. Von den Zuschauern kam nicht allzuviel dazu. Zwar war das Weser-Stadion mit 22.000 Menschen ganz ordentlich gefüllt. Doch dafür bedurfte es einer zweimonatigen massiven Werbekampagne mit Karten zum Supersonderschleuderpreis.
Werder hatte sich auf die Partie mit Vorbereitungsspielen gegen Gegner wie Gifhorn vorbereitet. Die Katalanen dagegen kamen aus der laufenden spanischen Meisterschaftsserie nach Bremen. Doch von fehlender Spielpraxis merkte man den Bremern nichts an. Von Beginn an spielten sie munter drauflos und setzten mit ihrem braven Fußballhandwerk die hochgelobte Mannschaft von Zaubertrainer Johann Cruyff kräftig unter Druck. Doch wie das so ist bei den Werder-Kickern: Egal ob sie Bode, Neubarth oder Bockenfeld heißen, egal ob sie Kopf oder Fuß nehmen, ins Tor treffen sie einfach nicht. Das war schon so beim Ausscheiden aus dem laufenden Europacup gegen Prag, und das war auch so gegen den FC Barcelona. Und so konnten denn die Katalanen in aller Ruhe vor sich hin spielen, bis Dieter Eilts in der 38. Minute ein Dribbelfehler an der eigenen Strafraumgrenze unterlief. Und schon zwiebelte Salinas ein Ei in Oliver Recks Nest.
Was Bremens Kicker aber nun erst richtig in Schwung brachte. Denn eins wissen alle genau: Die Werder-Ersatzbank ist gut gefüllt, der Konkurrenzkampf ist hart, und wer sich nicht wenigstens heftig müht, den trifft Otto Rehhagels Bannstrahl. Und so kämpften und rannten sie, was die Lunge hält, allen voran ein Mann namen Bernd Hobsch. Hobsch, in der Winterpause für 2,5 Millionen als Aufbauhelfer aus dem deutschen Osten geholt, soll an große Bremer Stürmertraditionen anknüpfen, die mit den Namen Völler und Riedle verknüpft sind. Doch gegen Barcelona zeigte Hobsch erst einmal, daß er im Chancenversieben genauso versiert ist wie seine neuen Kollegen. Und wenn er dann doch einmal traf, dann war der erbarmungslose Schiedsrichter Nielsen mit einem Abseitspfiff dazwischen.
Da schrieben wir bereits die 60. Minute, und irgendwie schienen sich die Zuschauer damit abgefunden zu haben, daß Werder gegen die katalanischen Massivbaufußballer um Zubizaretta, Koeman und Goikoetxea leer ausgeht. Bis eben zur 87. Minute. Da war Dauerreservist Allofs schon zehn Minuten über den Platz geschlendert, ohne einmal den Ball zu bekommen. Und dann sorgte er mit seinem einzigen Tritt dafür, daß Werder sich jetzt wieder ganz kleine Hoffnungen machen kann, sich in Barcelona die europäische Blechkrone des Fußballs aufzusetzen. „In Barcelona könnte es eine Überraschung geben“, orakelte denn auch Bundesberti Vogts. Man müsse nur die Abwehr der Spanier aggressiv unter Druck setzen. Daß das alleine nicht hilft, hatten die Bremer allerdings zuvor bereits 90 Minuten demonstriert.
Im Ernst ist den Bremern der Supertitel sowieso ziemlich schnurz. Ein paar Tage vor dem Spiel hatte Trainer Rehhagel deutlich gemacht, welchen Stellenwert er dem Spiel gibt. Eine hervorragende Vorbereitung sei das, meinte er. Auf den Rückrundenstart gegen den FC Nürnberg.
FC Barcelona: Zubizaretta - Ferrer, Koeman, Goikoetxea - Amor, Nadal, Bakero (66. Beguiristain), Witschge, Eusebio - Stoitschkow, Salinas (81. Christiansen)
Zuschauer: 22.098; Tore: 0:1 Salinas (38.), 1:1 Allofs (87.)
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