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Förde gegen Förde

■ Handball-Männerbundesliga: Zwistigkeiten zwischen dem THW-Kiel und Handewitt verschlechtern das Schleswig-Holsteinische Klima

Zwistigkeiten zwischen dem THW-Kiel und Handewitt verschlechtern das Schleswig-Holsteinische Klima

Deutliche Klimaverschlechterungen machen sich derzeit an der Ostseeküste bemerkbar: Die Handball-Bundesligisten THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt liegen im Clinch. Zuerst macht der schwergewichtige Kieler Manager Heinz Jacobsen den Trainer abspenstig, jetzt greift der potentielle DHB- Präsident auch noch nach der spektakulärsten Neuverpflichtung der Flensburger, dem Gummersbacher Abwehrspieler Klaus-Dieter Petersen. Den Handball-Managern ganz im Norden der Republik bleibt da nur das Nachsehen und die Flucht ins Flaschbier.

In Flensburg tobt seit Wochen der Ärger. Trainer Noka Serdarusic fühlt sich von allen und allem verfolgt. Vor allem die Lokalpresse hatte es nach seiner Meinung auf ihn abgesehen: Genervt war der Ausnahmetrainer vor allem, als eine Zeitung am Ort mit „Ein Trainer verspielt seinen guten Ruf“ titelte. „Das habe ich nicht nötig, mich hier anmachen zu lassen“ sprach Serdarusic und gab am Montag seine Zusage in Richtung Kiel. Vom Beginn der kommenden Saison an, wird Serdarusic für mindestens zwei Jahre als Trainer die sportliche Verantwortung des THW Kiel tragen.

Bis zu Saisonende wird es an der Kieler Förde eine Interimslösung geben, am wahrscheinlichsten ist die Übernahme des Trainings durch die Kieler Handball-Legende Uwe Schwenker, der in der Ostseehalle bis zur letzten Saison noch selbst auf der Platte stand: „Man wird sicherlich versuchen , mich da in die Pflicht zu nehmen“ weiß Schwenker schon vor der Entscheidung am kommenden Wochenende.

In Flensburg trauert man um Serdarusic nur wenig — zuletzt blieben trotz oder aber gerade wegen des Ausnahmetrainers die Erfolge aus.

Dabei könnte die Handball-Herrlichkeit an der Flensburger Förde so perfekt sein: Ein begeisterungsfähiges Publikum, eine neue Halle und sehr spendable Sponsoren geben den Flensburgern eine gute Chance, noch in der Liga zu bleiben und den Abstiegsrang mit den Fredenbeckern zu tauschen. Diese Chance sieht auch Serdarusic: „Wir haben jetzt noch sechs Heimspiele mit Gegnern bei denen wir teilweise schon auswärts gepunktet haben“ beschreibt er die Zukunft der SG. Und die Liga-Verantwortlichen planen sogar noch weiter: Nach dem Keeper Mariusz Dudek (von Fredebeck) und Michael Hochhaus vermeldete man in dieser Woche auch die Neuverpflichtung von Klaus-Dieter Petersen, Abwehrspezialist und Kreisläufer, derzeit in Gummersbacher Diensten. Da hatte man die Rechnung aber ohne das Kieler Handball-Fossil Heinz Jacobsen gemacht — einen Tag später meldete der sich zu Wort und wies darauf hin, daß man selbst in Verhandlungen mit Petersen stände: „Vielversprechenden Verhandlungen.“ Spätestens seit diesem Zeitpunkt sind die Flensburger maulig: „Typisch Jacobsen, versucht wieder, über die Presse Druck zu machen“ zetert der Flensburger Ligasprecher Dirk Schmäschke.

Gestern hat auch Petersen, der aufgrund von Studienplänen seiner Lebensgefährtin (Meeresbiologie) auf jeden Fall in den Norden wechseln will, endlich das Wort ergriffen: „Ja, an die Förde will ich, ob an die Kieler oder an die Flensburger, das entscheide ich aber erst nach der Weltmeisterschaft.“ Und mit Sicherheit erst nach dem Abstiegskampf, denn Zweitklassigkeit, wie sie in Flensburg droht, ist nicht sein Ziel. ank

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