■ Couchpotato's Chips & Tips: Samstag: Die goldene Göttin vom Rio Beni / Mörderspinnen / Paul McCarthy / Einer muß dran glauben
Die goldene Göttin
vom Rio Beni
Pierre Brice und Harald Juhnke, ein mit allen Rasierwassern gewaschenes Abenteuerteam, sehen sich vor die Aufgabe gestellt, ihren flugtechnisch abgestürzten Kompagnon aus den amazonischen Urwäldern zu lotsen. Der Betreffende hört, wie alle Problemkinder des Kinos, auf den Namen Harry, weshalb der Film auch „Holt Harry raus!“ hätte heißen können. Aber den hat ja schon Alan Smithee gedreht, jener in sämtlichen Genres herumfuhrwerkende Regisseur, dem Sat.1 doch mal eine Retrospektive widmen sollte...(Pro7, 18.25 Uhr)
Mörderspinnen
In einem fernen Land lebte einst ein freundliches Spinnenvolk. Nun begab es sich aber, daß eines Abends ein paar der possierlichen Langbeiner zu ihrem Netz hinüberschaukelten, um sich noch einen kleinen Imbiß einzuverleiben. Doch groß war ihr Erstaunen, als sie das Netz leer vorfanden – keine Beute weit und breit. Da sich auch an den folgenden Tagen nichts in den Fäden verfing, gingen die Arachnoiden der Angelegenheit auf den Grund. Und siehe, das Menschenpack war schuld, hatte es doch durch Giftspray und Chemiekram alle mundgerechten Schmatzetierchen auf einmal umgebracht. Das aber erzürnte die Spinnen, und sie beschlossen sogleich, sich künftig völlig unartgerecht am Nutzvieh und sogar am Menschen selbst schadlos zu halten...(ARD, 22.30 Uhr)
Paul McCartney
MTV war der erste Sender, der prominente Musiker anstiftete, mit minimalem Equipment in kleinem Rahmen aufzutreten. Viele ließen ihre „MTV- Unplugged“-Session mitschneiden und als Platte veröffentlichen. Den größten „Unplugged“-Hit landete vermutlich Eric Clapton mit seinem penetranten „Layla“-Gewinsel. Inzwischen wird das erfolgreiche Konzept allenthalben kopiert, und so griff auch Paul McCartney zur akustischen Klampfe, um olle Beatles-Kamellen und neuere Eigenkompositionen zum Besten zu geben.(ARD, 0.05 Uhr)
Einer muß dran glauben
Einmal mehr die Ballade von Billy The Kid – hier aber in zeitgemäßer Interpretation. Die Werbetexter setzten den Titelhelden sogar in Beziehung zur rebellischen Jugend, die seinerzeit, nicht wissend, was sie tat, mit Furor über die Leinwand tobte: „This is William Bonney, a juvenile ,tough‘ from the back- alleys of New York... a teenager wanted dead or alive throughout the West...“ Der zornige junge Bill wird von Paul Newman gegeben.(Kabelkanal, 23.45 Uhr)
Die große Kapitulation
Wäre das Fernsehen zur Jahreswende 1932/33 schon auf Sendung gewesen – was hätte es gesendet, und wie hätte es gesendet? Reinhart Hoffmeister, der verstorbene „aspekte“-Leiter und Autor dieses Fernsehspiels, tat mal so, als ob: „Die Geschichte ist erfunden. Der Inhalt ist wahr.“(ZDF, 10.15 Uhr)
Einmal im Leben
Der reife Dieter Wedel feierte neulich einen schönen Rundumerfolg mit „Der große Bellheim“. Das von allen Seiten auf ihn einprasselnde Lob war nicht unberechtigt, hätte aber auch die Frage aufwerfen müssen, warum dieses Niveau nur alle paar Jahre in aufwendigen Vierteilern möglich ist. Während in den USA und in England locker ganze Serien gleicher Qualität runtergekurbelt werden, bei denen allerdings, das mag der Punkt sein, nicht einer alles allein machen muß. – 1972 zeigte die ARD erstmals diesen Dreiteiler aus der Feder des jungen Dieter Wedel, der darin sehr authentisch und mit hohem Unterhaltungswert beschrieb, wie Familie Semmeling einmal ein Haus zu bauen sich anschickte.(ARD, 23.20 Uhr)
Harald Keller
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