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Bewegte Kompositionen

Ein interaktiver Klangraum in der Cap San Diego von der Gruppe  ■ Knowbotic Research

Räumlich abgesetzt vom Mediale- Rummel, in der dunklen Tiefkühlluke des Museumsfrachters Cap San Diego, können Besucher sich körperlich in einer Datenbank bewegen wie ein Fisch im Aquarium. Solche Navigation im „Simulationsraum-Mosaik mobiler Datenklänge“ ermöglicht die interdisziplinäre Gruppe Knowbotic Research. Das ist ein loser Zusammenschluß von Künstlern, Wissenschaftlern und Technikern aus Informatik, Musik und Philosophie. Weltweit haben sie für dieses Projekt der Kunsthochschule für Medien in Köln 300 kurze Sätze, Töne und Geräusche gesammelt, diese Datenklänge als mögliche „Haltungen zur Welt“

1klassifiziert und in ihr System gespeichert.

Das besondere dieser Datenbank ist ihr „autopoetischer“ Charakter: Im Rahmen des technisch Möglichen organisieren sich die einzelnen Klangdaten spontan und ohne Eingriff selbst zu komplexen Gruppen. Die Grundidee der Installation in Hamburg aber ist, diese selbstorganisierte Datenbank körperlich im Realraum erfahrbar zu machen. Dazu ist das elektronische Geschehen dreifach beschrieben: neben dem traditionellen Datenzugriff mit Maus und Bildschirm als graphische Projektion und als Erlebnisraum voller verborgener Lautsprecher.

Mit elektronikbestückter Weste,

1kleinem Privat-Eye Monitor zur Orientierung in den Datenkoordinaten ausgestattet, ruft der Besucher im Dunkeln mit einem Sender am Arm die Klangdaten ab. Die Bewegungen bestimmen Längen und Lautstärken, setzen strukturell und akustisch neue Bezüge. Um nicht nur zufällig und erstaunt in den Daten herumzuschwimmen, sondern die vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen, müßten die aktiven Nutzer eigentlich erst ausführlich geschult werden.

Für die, die im engen Zeitplan von sechs Personen pro Stunde zwischen den Voranmeldungen keinen Platz mehr gefunden haben, bleibt die Sichtbarmachung in der Projektion. Dabei sind den Klangklassen als Formen achsial gedrehte Sinuskurven zugeordnet, der Besucher ist ein rotes Kreuz im visuellen System, seine Koordinaten in der schwarzen Luke werden direkt übertragen. So entsteht eine Skizze des virtuellen Raumes in strenger, mathematischer Ästhetik und keine, oft bei ähnlichen Projekten zu findende, beliebig bunte Bebilderung einer gefälschten Realität.

Obwohl ein 200000 Mark teurer Computer benutzt wird, stehen für die graphische Darstellung nur (!) 20 Flächen pro Form zur Verfügung, sonst würde das System nicht mehr in Echtzeit abbilden. Kommentar Hübler: „Wir sind absolut noch in der Computer-Steinzeit“. Seine Teilnahme an der Mediale begründet er ganz einfach: „Um einen so teuren Rechner zu bekommen, muß ich auf einem Festival dieser Art mitmachen. Ich stehe dazu, habe aber auch mit dem Schiff hier einen gewissen Abstand.“ Seine Wünsche für die Zukunft faßt der Medienkünstler so zusammen: „Die Wissenschaftler und die Künstler müssen sich gegenseitig anpassen. Die Experten müssen von den Künstlern aber auch gefordert werden - da sehe ich eine Aufgabe. Und am Ende muß es wieder eine Form und ein bißchen ein Geheimnis bekommen, damit es vielleicht mehr wird, als es ist.“ Hajo Schiff

Cap San Diego, Überseebrücke; Montag bis Samstag 12-18 Uhr, Sonntag 13-18 Uhr; noch bis 20. Februar

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