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Evakuierung von Kindern gefordert

■ Extrem hohe Schwefeldioxidwerte in Nordböhmen

Prag (AFP) – Die Bewohner von Nordböhmen haben wegen der hohen Luftverschmutzung verlangt, daß ihre Kinder evakuiert werden. Außerdem fordern sie Sofortkredite von der tschechischen Regierung, damit eine grundlegende Lösung des Umweltproblems gesucht werden könne. Die Situation in Nordböhmen hatte sich in der vergangenen Woche durch eine Inversionswetterlage zugespitzt. Am Samstag registrierten Kontrollstationen Schwefeldioxid-Konzentrationen von 800 bis 1.700 Mikrogramm pro Kubikmeter, das zwei- bis vierfache der in der Tschechischen Republik gesetzlich zugelassenen Werte. Meteorologen rechneten auch für diese Woche nicht mit einer Besserung der Lage.

Mehrere Kommunalverwaltungen aus Nordböhmen hatten am Freitag in Briefen an die Regierung und das Parlament in Prag Sofortmaßnahmen verlangt. Die Stadt Teplice forderte fünf Millionen Kronen (knapp 200.000 Mark), um Vitamine an die Bevölkerung ausgeben zu können. Finanzminister Ivan Kocarnik erklärte, wie die Zeitung Mladá fronta dnes berichtete, „die notwendigen Mittel für eine Soforthilfe für Nordböhmen“ seien verfügbar. Das Umweltministerium solle jetzt schnell über die Verwendung der Gelder entscheiden.

Nach Ansicht von Experten wird die Verschmutzung mit Schwefeldioxid vor allem durch Wärmekraftwerke verursacht, die mit Kohle schlechter Qualität betrieben werden. Auch größere Mengen von Stickoxiden seien in den Abgasen enthalten. Gesundheitsminister Petr Lom schlug vor, die Kraftwerke stillzulegen. Ärzte warnten vor dramatischen Folgen der Luftverschmutzung für die Gesundheit und wiesen auf die Gefahr von Frühgeburten und Mißbildungen hin.

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