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Minus im Atomgeschäft

■ Bilanzpressekonferenz der Siemens-KWU: Vorstandschef Hüttl warnt vor dem Ausstieg/ Auch das Ostgeschäft stagniert

Mülheim/Ruhr (lnw/taz) – Noch mehr Strom aus Kernreaktoren – was den Gegnern der Atomenergie eine Gänsehaut auf den Rücken treibt, läßt deren Verfechter in euphorische Fürsprache verfallen. Adolf Hüttl, Vorstandsvorsitzender der Siemens-Tochter KWU (Erlangen), bedauerte gestern in einer Pressekonferenz sinkende Aufträge. Der Umsatz des Atomgeschäfts sank im vergangenen Geschäftsjahr um 11 Prozent. Die hessische Landesregierung beispielsweise behindere die Herstellung von Mischoxid (MOX)-Elementen im Brennelementewerk Hanau und den Bau einer neuen MOX-Anlage. Das Unternehmen sehe in einem neuen bundesweiten Energiekonsens, der von vornherein nur auf einem „absurden“ Ausstieg aus der Kernenergie angelegt sei, „keine Basis für eine weitere industrielle Befassung mit der Kernenergie in Deutschland“.

Auch die Zusammenarbeit mit der französischen Framatome zur Entwicklung eines „Europäischen Druckwasserreaktors“ (EPR) kann nach Ansicht von Hüttl nur fortgesetzt werden, wenn reale Perspektiven zum weiteren Bau von Kernkraftwerken auch in Deutschland bestünden. Der EPR mit einer elektrischen Leistung von 1.500 Megawatt werde die Wahrscheinlichkeit schwerer Störfälle noch weiter absenken. Selbst eine Kernschmelze werde so beherrschbar, daß sich die Folgen auf die Anlage beschränkten und Katastrophenschutzmaßnahmen überflüssig würden.

Aufträge für die Sicherheitsverbesserung von Kernkraftwerken in Osteuropa werden kaum vergeben, beklagt Hüttl. Vor allem in Rußland scheine sich die Kooperationsbereitschaft „mehr und mehr zu verflüchtigen“. Dazu trage die im Westen vielfach erhobene Forderung nach Abschaltung der Reaktoren in Osteuropa bei, die dort als Gefährdung von Energieversorgung und Wirtschaft empfunden werde.

Verdient hat die KWU trotzdem. Der Bau konventioneller Kraftwerke (Umsatzplus 58 Prozent) ließ den Gesamtumsatz im letzten Geschäftsjahr um 32 Prozent auf 56,6 Milliarden steigen.

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