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Einfache Lösung

KOMMENTAR

Einfache Lösung

Nun ist es offiziell: Hamburg wird der drohenden Müllflut nicht mehr Herr, flüchtet in die Abfall-Verbrennung. Eine neue Verbrennungsanlage im Hafen, Ausbau der bestehenden Verfeuerungs-Kapazitäten in Stellingen und Stapelfeld heißt die Devise. Die Kehrseite des Hamburger Wirtschafts- und Bevölkerungsbooms: Mehr Stickoxide aus den Schloten, auch wenn bessere Filtertechniken den zusätzlichen Schadstoffausstoß in Grenzen halten können.

Deponieren oder verbrennen — auf diese eingeengte Fragestellung reduziert der Umweltsenator das Hamburger Abfallproblem, um dann die für den Stadtstaat, der über keine zusätzlichen Deponieflächen verfügt, folgerichtige Lösung zu wählen: ab durch den Schornstein. Wichtiger wäre: die staatlichen Möglichkeiten der Abfallvermeidung konsequent nutzen. So fordert die GAL-Opposition seit langem vergebens eine umfassende Abfallberatung für Gewerbebetriebe. Beim hausmüllähnlichen Gewerbeabfall, so gesteht auch Vahrenholt ein, sind die Zuwachsraten immens. Aber er handelt nicht. Auch die Einführung der gelben Wertstofftonnen, Stichwort Grüner Punkt, betreibt Vahrenholt aus grundsätzlicher Kritik gegenüber dem Töpfer-Konzept heraus nur schleppend. Die Kritik mag richtig sein, die Verzögerung aber hilft der Umwelt wenig. Und selbst Traute Müllers Stadtentwicklungsbehörde hält Vahrenholts Verbrennungspläne für „in wesentlichen Teilen überarbeitungsbedürftig“ und mahnte in einem internen Papier „Umweltverträglichkeitsprüfungen“ für neue Feuerungsanlagen und mögliche Deponiestandorte an. Auch darauf hätte Vahrenholt als Umweltsenator eigentlich selbst kommen können. Dem Müllsenator Vahrenholt aber steht der Abfall bis Oberkante Unterlippe, er setzt deshalb auf schnelle Schritte. Verbrennen ist hier die einfachste Lösung. Nicht immer aber auch die beste. Marco Carini

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