Ohren auf: Bald kommt Fritz!

■ Das einzige Hörfunkprogramm für Jugendliche in Berlin und Brandenburg geht am 1. März auf Sendung / Bringt das Programm mehr Nähe zwischen Ost und West?

Potsdam/Berlin. Wenn das ORB-Jugendprogramm Fritz! am 1. März auf Sendung geht, endet ein dreijähriges Tauziehen um Frequenzen und Programmangebote für junge Leute in Berlin und Brandenburg. DT 64, Radio 4 U, Rockradio B und Radio 100 gelten als Vorläufer dieser Neuschöpfung, die nach dem Willen der Intendanten in Berlin und Potsdam für beide Bundesländer dasein soll. Projektchef Helmut Lehnert kam überraschend von Radio 4 U – ein Umstand, der vielen beim ORB nicht geschmeckt hat. Lehnert ist sich der Lage bewußt: Fritz! entstehe in einer politisch komplizierten Situation, mit einer „relativ gescheiterten Vorgeschichte“. Der Erfolgsdruck bestehe darin, daß das Programm das einzige Jugendhörfunkangebot in der Region sein wird.

„An den Ansprüchen an die Vorläufer orientieren sich die Ansprüche an Fritz!“, ist sich Lehnert sicher. Er will ein Programm, „das die Vergangenheit nicht negiert und gleichzeitig für die neunziger Jahre Gültigkeit hat“. Fritz! wolle sich „an Leute wenden, die Spaß am Leben haben und daran, Zustände zu verändern“. Das Radio solle Begleiter sein und kein „Kassettenabspielgerät“. Viele Programme werden eingeschaltet, weil die Leute abschalten wollen, meint Lehnert. Fritz! hingegen soll Akzente setzen, Diskussionen voranbringen, vor allem auch informieren. So werden dem avisierten Publikum zwischen 14 und 29 von 6 Uhr bis 10 Uhr nahezu alle 25 Minuten Nachrichten geboten, wechselnd als O-Ton, Schlagzeilen oder in „Normalform“.

Die Fritz!-Sendetitel sind witzig und meist englisch: „Die Radio- Fritzen“ bringen Aktuelles, Meinungen, Pop-Neuheiten, Tips. „Open Box“ ist offen für Wunschmusik, „Skyline“ stellt Metropolen vor, und „Nightflight“ heißt das Nachtprogramm.

Fritz! soll auch Aktionsradio sein. Jungen Leuten in der Mark Brandenburg will das Jugendprogramm helfen, Freizeitangebote zu kompensieren. Das soll sowohl über das Programm passieren als auch mit Aktionen vor Ort. Geplant sind unter anderem Fritz!- Cafés. Das Netz der ORB-Regionalstudios will Lehnert für sein Programm ebenfalls nutzen. Ein Extrateam kümmert sich um die Probleme im Brandenburgischen. Lehnert ist sicher, daß dies auch den Berlinern Spaß machen wird. „Damit kann man eine Brücke bauen.“

Der Fritz!-Chef will den Anspruch des Jugendradios auch für die deutsch-deutschen Befindlichkeiten nutzbar machen. Das paritätisch besetzte Ost-West-Team von Fritz! hat damit durchaus eigene Erfahrungen. So fühlten sich die Rockradio-B-Leute von Lehnert als Chef überfahren. Der aber macht geltend, Radio 4 U sei bislang das einzige ARD-Programm, das komplett abgewickelt wurde. Insofern hätten Redakteure aus beiden Häusern ähnliche Erfahrungen. Lehnert findet, daß sich beide Seiten unter dem Druck, ein neues Programm zu machen, zusammengerauft haben.

Fritz! startet in Stufen – zunächst in der Berliner Nalepastraße mit herkömmlicher Technik. In Babelsberg sind nach dem Umzug ab Mai dann Büroarbeit, Produktionen und Sendeabläufe digital miteinander verbunden. Die Technik wird in dieser Form erstmals ausprobiert. „Jeder, der dort arbeitet, muß seinen Job neu lernen“, sagt Lehnert. Er veranschlagt sechs bis sieben Wochen für die Eingewöhnung. Man darf gespannt sein auf ein neues Programm mit einem neuen Team und neuer Technik. ADN