Warum so halbherzig?-betr.: "Autofahren für die Bahn", "Ein Lob für Krause", taz vom 11.2.93

Betr.: „Autofahren für die Bahn“, „Ein Lob für Krause“,

taz vom 11.2.93

Günther Krause, früher Bürger des sozialistischen deutschen Staats und seit dem 3.10. 1990 der Bundesrepublik Deutschland, inzwischen sogar deren Verkehrsminister, hat anscheinend schon einige Lektionen in Sachen Marktwirtschaft gelernt. Nicht anders ist nämlich seine Absicht zu verstehen, Mautgebühren auf Autobahnen erheben und diese Beton- und Asphaltpisten an Private verkaufen zu wollen. Aber warum so halbherzig, Herr Krause? Weshalb nur die 11.000 Kilometer Autobahnen (knapp fünf Prozent des Straßennetzes) und nicht auch die 215.000 Kilometer Bundes-, Landes-, Kreis- und Gemeindestraßen? Vielleicht traut Günther Krause der Marktwirtschaft doch nicht so ganz über den Weg bzw. über die Straße, ja vielleicht ist er gar kein Vertreter dieses Wirtschaftssystems, sondern ein ganz heimtückischer, weil verkappter Anhänger des real existierenden Sozialismus, von dem er ein sehr großes Stück retten will.

Denn das staatliche und kommunale Straßennetz ist nichts anderes als purer Sozialismus. Und wie es mit diesem zwangsläufig enden wird, weiß Herr Krause als ehemaliger Bürger der ehemaligen DDR doch selbst am besten. Deshalb die Forderung: Privatisierung sämtlicher Straßen und Wege, inklusive aller Parkplätze, marktwirtschaftliche Maut- bzw. Parkgebühren für jede Strecke und für jeden Stellplatz, und zwar bevor es zu spät ist, bevor nämlich die BRD durch die hochgradige Subventionierung des Straßenverkehrs – auch des ruhenden – im Ruin landet wie zuvor die DDR durch ihre anti-marktwirtschaftliche Subventionspolitik auf allen Gebieten. Karlheinz Rößler, Verkehrs- und Umweltberater, München