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Nicht im eigenen Saft schmoren

■ In Friedrichshain hat sich ein Netzwerk von 85 freien Trägern gegründet, um Informationen auszutauschen oder Fördermittel und ABM-Stellen zu sichern

Berlin. In Friedrichshain gibt es rund 85 freie Träger und alternative Projekte, die sich unter anderem der Kinder- und Jugendarbeit, den Behinderten, den Senioren und der Kultur widmen. Etwa 70 sind Mitglied in einem Vernetzungs- und Planungsbüro.

Die Idee dazu war auf einer Sozialkonferenz des Bezirks im Dezember 1991 geäußert worden, damit nicht jedes Projekt für sich „im eigenen Saft schmort“. Auch das Bezirksamt erkannte die Nützlichkeit eines solchen Gremiums. Sind doch die Projekte mit ihren vielfältigen Aktivitäten und dem enormen sozialen Engagement beispielsweise bei der Ausländerarbeit oder den Freizeitangeboten für Kids aus der soziokulturellen Landschaft Friedrichshains nicht mehr wegzudenken.

Ein Beschluß der Bezirksverordnetenversammlung besiegelte die Gründung des Büros, das von den freien Trägern und dem Bezirksamt gleichberechtigt betrieben wird. Seit 1. September 1992 existiert die Anlaufstelle in der Boxhagener Straße 98.

Dort sind Ingrid Gnädig und Roland Nogala in mühevoller Kleinarbeit dabei, ein gut funktionierendes Netzwerk zu knüpfen. „Jeden Dienstag bieten wir für die freien Träger Informationen und Beratung unter anderem zum Vereinsrecht, zur Ausschöpfung von finanziellen Fördermitteln oder zur Beantragung von ABM-Stellen“, sagt Frau Gnädig. „Wir leisten auch unmittelbar praktische Hilfe, beispielsweise wenn ein Projekt Raumprobleme hat.“

Für Aus- und Weiterbildungsveranstaltungen und andere Treffen der freien Träger stellt das Vernetzungsbüro nach Voranmeldung ebenfalls Räumlichkeiten in der Boxhagener Straße 98 zur Verfügung. Einmal monatlich treffen sich dort die Vertreter der Vereine zum Runden Tisch, um projektübergreifende inhaltliche und organisatorische Fragen zu diskutieren. Darüber hinaus erscheint monatlich ein Infoblatt.

Momentan sind die Mitarbeiter des Netzwerkbüros dabei, eine Datenbank der freien Träger und Projekte zu erstellen, in der außer Namen und Sitz des Vereins unter anderem Inhalt und Zweck, Anzahl der Vereinsmitglieder und Mitarbeiter, Angebotspalette sowie Probleme erfaßt werden. „Mit Hilfe dieser Angaben kann das Bezirksamt dann genau planen und eine zielgerichtete Projektberatung durchführen“, erklärt die Gleichstellungsbeauftragte des Bezirks, Kirsten Gurske. „Uns interessiert für die Datenbank besonders, wie viele ABM-Mitarbeiter in den Projekten beschäftigt sind und wo das Aus oder Einschränkungen nach Auslaufen der ABM drohen oder wo ungeklärte Eigentumsverhältnisse und überhöhte Mietforderungen die weitere Existenz bedrohen“, erklärt Frau Gnädig.

Aber nicht nur der Fortbestand einiger freier Träger ist ungeklärt. Auch das Vernetzungsbüro könnte dem Rotstift zum Opfer fallen. „Wir haben nur ABM-Stellen, die pad e.V. zur Verfügung gestellt hat und die am 31. April 1993 auslaufen“, sagt Nogala. Cornelia Schach/ADN

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