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Nicht übersehen werden

■ „Orange Westen“ — Frauenalltag in der GUS (Panorama)

Bilder aus dem Schlachthof sind beliebt, wenn Filmemacher schockieren wollen. Kühe, Schweine, Arbeiter, Blut. „Haben Sie Kinder?“, fragen Ella Milova und Irina Pismennaja eine Arbeiterin, irgendwo in der ehemaligen Sowjetunion, während sie eine Kuh häutet. Natürlich hat sie. Die Kamera hält auf die Blutlachen auf dem Boden. Die folgenden Sequenzen führen in einen Kreißsaal, dazwischen Arbeits- und Gebärbedingungen in einem tadschikischen Baumwollgebiet: Frauen in der ehemaligen Sowjetunion.

Ella Milova und Irina Pismennaja reihen Reportagen aus der ehemaligen Sowjetunion aneinander: Berichte über den „Seifen-, Nudel-, und Sockenmangel“. Eine heruntergekommene Stadt nach der anderen, kaum, daß man die Regionen unterscheiden kann. Die Filmemacherinnen betonen die Gleichheit der Frauen, jedoch nicht um eine egalitäre Schwesterlichkeit zu proklamieren: Sie ergibt sich vielmehr von selbst, der Alltag in den verschiedenen Staaten der GUS ähnelt sich.

Sechzig Prozent aller körperlich schweren (Hilfs-)Arbeiten verrichten Frauen. Zum Beispiel im Straßenbau, wo die wichtigste Arbeitsschutzmaßnahme darin besteht, orangefarbene Westen zu tragen, um nicht übersehen zu werden. Sie gaben dem Film seinen Titel – „Orange Westen“. Die Frauen arbeiten bis zum Umfallen und es geht ihnen trotzdem dreckig. Ihr häufigster Kommentar: „Wir haben uns dran gewöhnt.“

Die Doppelbelastung der Frauen in ex-sozialistischen Ländern ist hinlänglich bekannt. Milova und Pismennaja berichten drüber, weil ihre Freundinnen im Westen ein bißchen begriffsstutzig sind. „Warum nur könnt ihr nicht über Liebe reden“, zitieren die Filmemacherinnen eine Hauptfrage westdeutscher Kolleginnen. In ihrem Film geben sie die Antwort: „Eure Sorgen möchten wir haben“. Friederike Freier

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