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Dokumentation„Legale Aktionsformen reichen nicht aus“

■ Strategiepapier der Autonomen zur Verhinderung der Olympischen Spiele im Wortlaut

Die anti-olympia-bewegung stagniert, obwohl es dem senat (noch) nicht zu gelingen scheint, trotz eines millionenschweren werbeetats die berliner bevölkerung auf eindeutigen pro- olympiakurs einzuschwören, ist von einer nolympic-stimmung in der öffentlichkeit, auf der straße, wenig zu spüren. einzelne vertreterinnen aus dem al-grünen spektrum und einige bürgerinitiativen an den geplanten olympiastandorten mühen sich zwar redlich ab, von einer vergrößerung des widerstandes kann aber nicht die rede sein. die kämpfe gegen die umstrukturierung und vertreibung aus den innenstadtbezirken werden noch viel zuwenig mit olympia in zusammenhang gebracht. dabei bietet olympia nach der niederlage in der hauptstadtfrage für uns als linksradikale den ansatzpunkt, ein wichtiges projekt der herrschenden zum kippen zu bringen. außerdem haben wir die historische chance, endlich einmal nicht aus einer absoluten minderheitenposition zu handeln. um die anti-olympia-bewegung zum erfolg zu bringen, reichen aber legale aktionsformen nicht aus. der widerstand muß sich auf einer militanten ebene verschärft ausdrücken. dazu gibt es folgende überlegungen:

a)direkte angriffe auf ioc-mitglieder. bei einem ihrer zahlreichen besuche hier in berlin müßte einem von diesen korrupten geldsäcken am besten die fresse poliert werden und die wagensportliga zuschlagen. auch eine gelungene kübelaktion während eines galafressens wäre angebracht. dies würde wahrscheinlich einigen eindruck machen und dürfte denjenigen dazu bewegen, voraussichtlich nicht für berlin zu stimmen. außerdem wird er es auch seinen kollegen stecken, was ihm hier passiert ist.

b)die olympia-strategen hier attackieren. brandanschläge wie auf cad-map im oktober müssen ausgeweitet und verstärkt werden, damit die firmen, die glauben, mit olympia eine goldene nase verdienen zu können, eines besseren belehrt werden. auch weitere „besuche“ bei olympia- architektenbüros wie im mai in kreuzberg beim planungskollektiv nr. 1 sind sinnvoll. dadurch wird ihre planung ganz konkret behindert und verzögert.

c)propagandistische aktionen. z.b. brandanschläge auf pkws der olympia gmbh wie im juli. dies bringt zwar für sie keinen großen materiellen schaden, also es behindert ihre planungen nicht direkt wie bei b), aber bringt erfolge in der öffentlichkeit und reiht sich in die anti-bonzen-aktionen der letzten monate ein. ebenso massenhafte sprühereien und breite angriffe auf die offiziellen sponsoren wie hertie, berliner bank, daimler-benz etc., deren filialen nun wirklich überall in der stadt zu finden sind.

d)großveranstaltungen stören. analog zu dem umfunktionieren der heuchlerdemo vom 8. november kann jede großveranstaltung zu olympia ebenfalls umgedreht werden.

e)dieses szenario steht nicht ausschließlich für das nächste dreivierteljahr bis zur entscheidung, sondern ist nahtlos übertragbar auf die zeit danach und speziell für das jahr 2000 zu verstehen, sollte berlin wirklich den zuschlag bekommen, speziell d) brächte weltweit unseren widerstand in die schlagzeilen, wenn bei der eröffnungsfeier im jahr 2000 ähnliches passiert wie am 8.11. die situation wäre unüberschaubarer für die bullen wie beim iwf-kongreß 88, es kommen ca. vier- bis fünfmal so viele bonzen wie 1988, sie alle müssen beschützt werden, wie der iwf gezeigt hat, sind sie auf ihren wegen durch die stadt überall angreifbar. brennende autos auf den zufahrtswegen zum olympiastadion, beschädigte luxuskarossen vor den hotels und stinkbomben in den edelpuffs werden ihnen spannungsreiche stunden in dieser stadt und eine vorzeitige abreise bescheren.

f)wichtig ist weiterhin strikte arbeitsteilung für das gemeinsame ziel, also aok, al, grüne liga etc. machen ihre öffentlichen legalen geschichten. andere agieren wie oben beschrieben. beide vorgehensweisen müssen sich ergänzen und aufeinander beziehen.

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