: Regierungslobby für die Regenwälder
■ Das internationale Handelsabkommen für Tropenholz läuft im nächsten Jahr aus: In Indonesien beraten Vertreter der südlichen Erzeugerstaaten über ihre Forderungen an die Industrienationen
Jakarta/Berlin (dpa/AP/taz) – Indonesiens Präsident Suharto sprach den nördlichen Industrienationen ins Gewissen: sie seien verantwortlich für weltweite Umweltverschmutzung und Verschwendung von Rohstoffen. Suharto eröffnete am Mittwoch mit diesen Worten eine Konferenz, die sich mit einer der wichtigsten Devisenquellen seines Landes befaßt: Inodnesien zählt – neben Malaysia – zu den weltweit größten Exporteuren von Tropenholz.
Vertreter 33 weiterer Staaten versammelten sich in Indonesiens Hauptstadt. Die Konferenz, die Suharto einberufen hat, soll die Interessen der vor allem südostasiatischen Tropenholzerzeuger abstimmen. Im nächsten Jahr wird nämlich das inzwischen zehn Jahre alte Handelsabkommen für Tropenholz neu verhandelt.
Die Produzentenländer fühlen sich von den Industrienationen ebenso wie von den weltweiten Boykottforderungen internationaler Umweltschutzgruppen bedrängt. Schwere Vorwürfe richtete deshalb der Forstminister Malaysias an die Adresse Österreichs, das als eines der ersten Länder ein Gesetz zur Kennzeichnung von Tropenholzprodukten verabschiedet hat. Darin, so Minister Lim Keng Yaik, spiegle sich eine „Verfolgungsmentalität“. Westliche Länder seien nicht bereit, „die Interessen der Dritten Welt zu berücksichtigen“.
Diesem Vorwurf ist heute sogar die Internationale Tropenholzorganisation ITTO ausgesetzt. Die Präambel dieses von der UNO Anfang der 80er Jahre ins Leben gerufenen Gremiums verpflichtet lediglich Länder der südlichen Hemisphäre zu einem gewissen Schutz ihrer Wälder, etwa indem sie Rodungen nur erlauben, wenn freiwerdende Flächen wieder aufgeforstet oder sonst landwirtschaftlich genutzt werden.
Umweltschutzorganisationen kritisieren seit langem die Wirkungslosigkeit dieser Regeln – sie werden nur in etwa 0,125 Prozent aller Kahlschläge angewandt, so schätzt eine Studie der Friends of The Earth.
Aber auch Regierungen, die für den Ausverkauf der Regenwälder verantwortlich sind, wehren sich. Sie fordern – bislang erfolglos – die Wälder des reichen Nordens unter den gleichen Schutz zu stellen. Die ITTO habe bisher nur für Schleuderpreise auf dem Weltmarkt gesorgt und diskriminiere die Erzeugerstaaten als „Waldzerstörer“, sagte Indonesiens Forstminister Hasirul Harap.
Umweltschützer, die auch nach Jakarta eingeladen wurden, hätten gerne applaudiert, hätte der Minister nicht seine eigene Politik peinlichst verschwiegen: Harap überließ 1992 einem indonesischen Holzhändler mal wieder eine ganze Insel zur Abholzung. Seit Januar wehren sich Bewohner und Bewohnerinnen Ymadenas gegen die anrückenden Kahlschlag- Trupps. Die Weltbank schätzt, daß Indonesien jährlich 1,2 Millionen Hektar seines Waldes verliert, einige Inseln versanken schon im Meer, weil sie nach dem Kahlschlag der Bodenerosion nicht mehr standhielten. nh
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