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Positiv Denken ist out

■ Hamburger SV: Offensiv gegen Stuttgart / Wandlung des Jürgen H.

Offensiv gegen Stuttgart / Wandlung des Jürgen H.

Wenn Jürgen Hunke mit Journalisten zu tun hat und sich diese erdreisten, kritische Fragen zu stellen, fällt unweigerlich der Begriff vom Positiven Denken, an dem es, glaubt man dem HSV-Präsidenten, der schreibenden Zunft so sehr mangelt. Nun hat Hunke selbst Schwierigkeiten die Sonne in seinem Herzen weiter scheinen zu lassen und positive Vibes zu verbreiten. Weltschmerz und Selbstmitleid, das sind die Tugenden, die der Führungsetage in letzter Zeit zugeschrieben werden müssen.

„Es schmerzt ein bißchen, Präsident eines mittelmäßigen Vereins zu sein“, äußerte sich Hunke in neuer Deutlichkeit in einem Spiegel- TV-Interview auf dem Kabelsender VOX am Freitag abend vor dem 1000. Bundesligaspiel des HSV. Eine optimistischere Attitüde legt derzeit Trainer Benno Möhlmann an den Tag. Möhlmann ist froh, das von der Klubspitze in den vergangenen Wochen inszenierte Wintertheater am Sonnabend bei Meister VfB Stuttgart durch neue sportliche Taten ablösen zu können.

Die Formation überraschend offensiv: Neben Yordan Letschkow und Thomas von Heesen wird wohl der von der Tribüne in die Mannschaft zurückgekehrte Armin Eck die Spitzen Jan Furtok und Karsten Bäron aus dem Mittelfeld unterstützen. „Ich bin keiner, der sich ein 0:0 ermauern will. Natürlich gewinne ich am liebsten“, versprüht Möhlmann Optimismus.

Gleichwohl bleibt der sachliche Möhlmann mit seiner Zielsetzung für diese Saison bescheiden. Klassenverbleib lautet allein das verbreitete Begehren, innerlich mag es mehr sein. „Vor vier Monaten waren wir für viele noch ein sicherer Abstiegskandidat. Deshalb sollten wir auf dem Teppich bleiben. Erst im nächsten Jahr peilen wir andere Ziele an“, erklärte der Coach.

Das eigentlich gute Betriebsklima innerhalb des Teams haben zuletzt nur Manager Heribert Bruchhagen und Hunke mit tölpelhaft vorgetragenen Drohungen über Gehaltseinsparungen, Personalabbau und Ausschließung von Spielerberatern gestört. Zu den Schwarzmalern gesellte sich auch der neue Schatzmeister Ronald Wulff, der langfristig das Ende des Bundesliga-Fußballs in Hamburg verkündete. Bei dieser Politik wundert sich nur noch das Präsidium darüber, daß Banken keine Kredite mehr zur Verfügung stellen wollen. Zum Poker über neue Verträge mit acht Profis meinte Möhlmann: „Das ist alles nicht so dramatisch. Ich glaube nicht, daß das die Leistungen negativ beeinflussen wird.“

Hunke (49) gewährte im Spiegel- TV-Interview auch andere Ansichten. „Ich habe alles getan, um den Verein zu entschulden, um ein gutes Fundament für die Zukunft zu schaffen“, betonte er, wohlwissend, daß er persönlich in der Öffentlichkeit aufgrund etlicher Pleiten, Pannen und Blamagen nicht gut weggekommen ist. Der HSV- Chef: „Wenn ich im Dezember aussteige, dann wird man mit dem leben müssen, was ich erreichen konnte.“ Leider. Kai Rehländer

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