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Ich bin Sally - Wir sind Pinguine

■ „Die Sehnsucht der Pinguine" - eine Fotoausstellung zum fröhlichen Lachen und Wiedererkennen / In der Unteren Rathaushalle

hier bitte die Buddhastatue

mit den Pinguinen

„Die Sehnsucht der Pinguine ist meine eigene"

Eigentlich leben Pinguine nur auf der Südhalbkugel der Erde — eigentlich. Aber wer sagt denn, daß Pinguine nicht gerne mehr von der Welt sehen würden - wenn sie könnten? Überhaupt: Wer würde das nicht selbst gerne? So muß Willy Puchner, österreichischer Fotograf und Sozialphilosoph, gedacht haben, bevor er mit einem Pinguin-Pärchen auf Reisen ging. Eine Urlaubs-Fotoausstellung ist das Ergebnis seiner ungewöhnlichen Unternehmung: Die Sehnsucht der Pinguine.

In der Unteren Rathaushalle hängen an jedem Stückchen freier Wand Fotos mit zwei Pinguinen. Das sind Sally und Joe, das Kunststoff-Pinguin-Pärchen, das Willy Puchner und seine BegleiterInnen drei Jahre lang durch die Welt getragen haben. Ein richtiges ProjektionsProjekt war es: „Die Sehnsucht der Pinguine ist meine eigene“, bekannte der Fotograf.

Und wie das ist mit der Sehnsucht: sie lebt sich an Orten des Pauschaltourismus aus und wird in quadratischen Fotos festgehalten. Heraus kommen richtige Urlaubsfotos — auch bei Puchner: Das Pinguin-Pärchen Sally (mit roten Fußnägeln) und Joe (mit dem Fotoapparat vorm Bauch) am Schiefen Turm von Pisa. In Versailles. Auf der Tower-Bridge. Beim Sonnenbad in Thailand. Und vor den Pyramiden in Ägyten. Alles aus einer Perspektive, die das Erlebnis, die Erholung, die Sehnsucht und den Genuß voll inszeniert. Und dabei die Monumente unversehrt ablichtet. Gekonnt.

Die Reise-Ansichten, alle urlaubsbunt und weitgewinkelt, sind in der Ausstellung mit Scheinwerfern hell beleuchtet. So, als wollte die Veranstalterin, die Gesellschaft für Kulturmanagement, ein ganzheitliches Urlaubs-Sonne-Sehnsucht-Feeling inszenieren. Und die ägyptische Sonne in der Unteren Rathaushalle nachstellen.

Das Flutlicht macht aber gar nichts, wirklich. Wer in diese Ausstellung geht, sucht Grelles und ist zum Lachen aufgelegt, oder mindestens zum Kichern. Jedenfalls tun das die meisten BesucherInnen. Vor allem, als das blöde (gelbe) Kamel dem (schwarz-weißen) Joe ein (knall)grünes Unkraut auf den Kopf legt. Kein Wunder — wer kennt solche Urlaubserinnerungen nicht, was war das lustig! Daß man sich noch beim nachträglichen Lachen im spiegelnden Rahmenglas sehen kann, erhöht glatt das Vergnügen.

Die Bereitschaft zur Selbstbetrachtung macht macht bei dieser Ausstellung ohnehin den Reiz aus! Wer die Fotografien lange genug ansieht und sich dann umschaut, weiß, worum es geht: Ich bin Sally! Das Publikum hat verstanden und bekennt sich: Wir sind Pinguine. Niemand ruft es laut und aufdringlich. Pinguine sind diskret — aber präsent.

Um es genauer zu sagen: In der Rathaushalle wimmelt es vor Pinguinen, wie in einer echten Kolonie. Sie kommen zuhauf. Mit kleinen Schrittchen trippelten sie durch die Ausstellung, hielten die Köpfe schief und betrachteten die Aufnahmen mit tierischem Ernst. Bis sie begeistert erkannten: „Guck mal, die Tower-Bridge — war das nicht Ostern vor zwei Jahren?“ Eva Rhode

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