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Autos und Räder bei Dieben hoch im Kurs

■ Kriminalitätsstatistik: Berlin liegt an vierter Stelle/ Heckelmann bilanziert 1992

Berlin. Für Auto- und Fahrraddiebe war das vergangene Jahr besonders erfolgreich: 29 Prozent aller Strafdelikte entfielen auf ihr Konto. Allein beim Kraftfahrzeugdiebstahl verzeichnete die gestern von Innensenator Dieter Heckelmann (CDU) präsentierte Kriminalstatistik für 1992 einen Anstieg um 73,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt zählte die Polizei im vergangenen Jahr 555.283 Straftaten, was einer Zunahme um 10,6 Prozent entspricht. Mit 38,1 Prozent blieb die Aufklärungsquote dabei relativ konstant. Für den Anstieg machte Polizeipräsident Hagen Saberschinsky gestern vor allem die Öffnung der Grenzen von Ost nach West verantwortlich. Berlin sei zu einem besonders attraktiven Ort für das Organisierte Verbrechen geworden. Angesichts der sozialen Lage in vielen ehemaligen Ostblockstaaten, so Saberschinsky, sei der „Zenit der Kriminalitätsentwicklung“ noch lange nicht erreicht. Im Vergleich zu anderen Städten in der Bundesrepublik steht Berlin jedoch noch relativ gut da: Auf 100.000 Einwohner kommen 16.000 Straftaten, in der weitaus kleineren Metropole Frankfurt am Main sind es immerhin schon 21.000. In der Skala der Großstädte nimmt Berlin derzeit Rang vier ein.

Insgesamt ergibt sich nach der neuesten Statistik für die Hauptstadt ein differenziertes Bild. Während etwa die Gesamtheit der Raubtaten mit einem Rückgang um 6,6 Prozent aufwartet, waren in anderen Bereichen im letzten Jahr zum Teil drastische Zunahmen zu verzeichnen. Etwa bei der Straßen- und Jugendgruppengewalt, wo die Polizei in der Rowdy-Datei rund 71 Prozent mehr Tatverdächtige erfaßte. Steil nach oben ging auch die Kurve bei der Umweltkriminalität: 39,2 Prozent mehr Delikte als noch 1991, davon ein Großteil verursacht durch das „wilde“ Abstellen von Fahrzeugen. Zunehmende Bedeutung gewinnt hier besonders die illegale Müllverschiebung.

Bei den politisch motivierten Straftaten nahmen die Rechtsextremisten Spitzenwerte ein. Allein bei fremdenfeindlichen Delikten gab es einen Anstieg um 712,5 Prozent – von 24 im Jahr 1991 auf nunmehr 195. Beim Linksextremismus verzeichneten die Staatsschützer insgesamt zwar einen Rückgang von 8,7 Prozent – allerdings mit Steigerungsraten etwa im Bereich der Brandanschläge. Severin Weiland

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