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Gelb-brauner Regen

■ Störfall bei Hoechst in Griesheim

Frankfurt/Main (taz) – Ein Bäckermeister aus dem Frankfurter Stadtteil Schwanheim war der erste Leidtragende: der Frühaufsteher atmete Spritzer einer nach DIN angeblich „mindergiftigen Substanz“ ein, die aus dem Werk Griesheim der Hoechst AG auf der anderen Mainseite in den Himmel über der Metropole katapultiert worden war. Der Mann sei umgehend vom Werksarzt mit „Klarwasserspülungen“ behandelt worden, versicherte der Pressesprecher des Konzerns, Ludwig Schönefeld.

Rund zwei Tonnen o-Nitroanisol, ein Grundstoff für die Farbenherstellung, waren nach Angaben der Betreiber gegen 4.00 Uhr morgens wegen eines Ventildefektes aus dem „Chemie-Kochkessel“ mit Überdruck in die Atmosphäre entwichen.

In dem westlichen Stadtteil Schwanheim und teilweise auch über Griesheim ging spätere ein gelb-brauner Regen nieder – und die Substanz versank auch großflächig im Main, denn „das Zeug ist schwerer als Wasser, aber biologisch abbaubar“, versuchte Schönefeld abzuwiegeln.

Hausfrauen und -männer könnten die klebrige Substanz „mit normalen Haushaltsreinigern“ von Fassaden und Fenstern wischen, empfahl der Sprecher. Bei großflächigen Verunreinigungen müsse allerdings die Werksfeuerwehr ausrücken. Auch den AutobesitzerInnen bot die Hoechst AG eilfertig Hilfe an: sie dürfen die firmeneigene Waschanlage für eine kostenlose Wäsche ihrer befleckten Wagen nutzen.

Als Ursache für das Unglück nannte der Hoechst-Sprecher „menschliches Versagen – leider“. Kpk

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