: Frequenz-Schacher
■ Anhörung zur Vergabe einer weiteren Fernsehfrequenz
Die Zuteilung einer terrestrischen Frequenz für einen Fernsehsender ist eine ernste Sache. Nur im Besitz einer solchen lassen sich die Antennen und die Massen erreichen, das Medien-Fußvolk, dem noch nicht das Schwarz-Schillingsche Kabel und auch nicht die polyglotte Satellitenschüssel die schöne, neue Welt ins Wohnzimmer holt.
Nur eine terrestrische Frequenz, so betont es auch der Leiter der Bremischen Landesmedienanstalt, Wolfgang Schneider, „bedeutet Reichweite, und Reichweite bedeutet Bargeld.“ Eine terrestrische Frequenz, so führt er nicht minder unverblümt fort, „ist ein öffentliches Gut, und da muß sich die Gemeinschaft überlegen, was es ihr wert ist.“ Da sind wir in Bremen offener als sonstwo.
Eine Frequenz steht zur Vergabe im Bundeslande Bremen. Zum Zwecke der Entscheidung, welcher der sich bewerbenden Privatfernseh-Stationen die Sendelizenz erteilt werden soll, führte die Bremische Landesmedienanstalt gestern eine möglicherweise entscheidende Anhörung mit Bewerbern durch. Nicht erschienen die Vertreter der beiden halbluxemburger Konzerngeschwister RTL plus und RTL 2. Verspätet erschienen dagegen waren die Vertreter vom Zuteilungsfavoriten VOX aus Köln, und — noch später — ein Vertreter des Münchner Spielfilmverramschers Pro 7, der sein spielfilm-und serienlastiges Programm aus der Schatzkammer des Filmgrossisten Leo Kirch bestreitet.
Angehört wurden bis Redaktionsschluß nur die Vertreter des bisherigen Spitzenreiters VOX, die vor allem gegen die Bremer Hoffnung angingen, wie vor vier Jahren bei der Lizenzvergabe an Sat 1, direkte Zuwendungen für die Bremer Szene von dem frequenzsüchtigen TV-Veranstalter loszueisen. „Ich kaufe keine Frequenz“, betonte VOX-Geschäftsführer Starke wiederholt, „als neuer Sender kann ich das gar nicht, aber ich würde es auch nicht tun, wenn ich könnte.“
Auch sonst hat Starke für die Bremer Szene selbst wenig zu bieten. Keine Arbeitsplätze, keine Steuern, keine neugestifteten Filmpreise. Zwar gibt es eine Zusammenarbeit mit Hans-Helmut Eulers Tele-Bremen, die für VOX das Wissenschaftsmagazin Heureka produziert. Durchaus nicht zu Starkes Zufriedenheit. Weitergehende Subventionen führt Starke nicht im Angebot. Schon deshalb nicht, weil sein Sender durch den „Westschienen-Staatsvertrag“, der VOX bei der Lizenzvergabe in Bremen einen Vorrang vor den anderen Bewerbern einräumt.
Wann die Entscheidung fällt, ist noch ungewiß. step
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