: SPD will Verkürzung des Wehrdienstes auf neun Monate
■ Bundeswehrverband: mehr „Wehrgerechtigkeit“
Bonn/Berlin (AFP/dpa) – Die SPD will im Bundestag eine Verkürzung des Wehrdienstes auf neun Monate durchsetzen. In einem Interview mit der Berliner Zeitung sagte der SPD-Verteidigungsexperte Norbert Gansel zu einem entsprechenden Antrag seiner Fraktion, nur durch die Verkürzung der Wehrpflicht sei gesichert, daß auch alle wehrpflichtigen und -willigen jungen Männer eingezogen werden könnten. Nur so könne die Wehrgerechtigkeit garantiert werden. Scharfe Kritik äußerte Gansel am Verhalten von Bundesverteidigungsminister Volker Rühe (CDU): „Es ist unerträglich, wenn er in Chile über einen zehnmonatigen Wehrdienst fabuliert, ohne einen Bundeswehrplan vorgelegt zu haben.“
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Rolf Wenzel, sagte dem Berliner Sender RIAS, er halte eine Verkürzung des Grundwehrdienstes für sinnvoll, da dies mehr Wehrgerechtigkeit bedeute. Entscheidend sei jedoch, daß eine befriedigende Ausbildung gesichert und die soziale Absicherung der Soldaten gewährleistet blieben. Wehrsold, Entlassungs- und Verpflegungsgeld dürften nicht gekürzt werden. Eine Verkürzung des Jahresurlaubs lehnte Wenzel ab. Die genaue Länge des Grundwehrdienstes müsse vom zukünftigen Auftrag der Bundeswehr abhängig gemacht werden. Die Frage, ob es künftig auch weltweite Einsätze der Bundeswehr geben werde und ob an diesen dann auch Wehrpflichtige teilnehmen würden, müsse schnell entschieden werden. Der Verbandsvorsitzende forderte eine Bundeswehrplanung aus einem Guß. Wenzel kritisierte, Entscheidungen kämen derzeit nur „scheibchenweise“.
Die Junge Union (JU) lehnt eine weitere Reduzierung der Wehrdienstzeit ab. Es sei vor allem angesichts möglicher UNO-Einsätze nicht sinnvoll, den erweiterten Aufgaben der Bundeswehr mit einem „Verkürzungswettlauf“ zu begegnen, erklärte der stellvertretende JU-Bundesvorsitzende Michael Hahn. Er sprach sich für ein gleichberechtigtes Nebeneinander von Wehrpflicht und Diensten im Umweltschutz, im sozialen Bereich oder beim Technischen Hilfswerk aus. Alle Dienste sollten auch für Frauen geöffnet werden.
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