Clinton trotz Bedenken zur Luftbrücke entschlossen

■ Kinkel begrüßte die Pläne Clintons

Genf (taz) – Trotz weiterhin starker Bedenken im Pentagon und bei ausländischen Militärs sowie gemischter Reaktionen bei den europäischen Verbündeten sind die USA zum Abwurf von Hilfsgütern über Bosnien-Herzegowina entschlossen. Zwar wurde die für Dienstag abend erwartete Bekanntgabe einer offiziellen Entscheidung durch Präsident Clinton noch einmal verschoben. Denn neben einer Reihe technischer Einzelheiten war noch nicht klar, ob die Operation unter Oberkommando der USA oder der UNO stehen soll. Doch SprecherInnen des Weißen Hauses ließen keinen Zweifel, daß Clinton sich zu der Luftbrücke entschlossen hat. Nach einem Gespräch mit dem US-Präsidenten äußerte UNO-Generalsekretär Butros Butros Ghali seine grundsätzliche Unterstützung, betonte jedoch, die Luftbrücke müsse „unter UNO-Supervision“ erfolgen. Clintons Sprecherin Dee Myers sprach hingegen lediglich vom „UNO- Rahmen“ für die Operation. Ebenso wie die britische Regierung stellte gestern auch die belgische klar, daß sie weder Transportmaschinen noch Kampfflugzeuge zur Begleitung abstellen werde.

Der Nato-Generalsekretär Manfred Wörner begrüßte gestern die US-Pläne im Namen der Allianz und bot deren „aktive Beteiligung“ an. Hierzu bedürfe es allerdings einer „ausdrücklichen Aufforderung durch den UNO-Sicherheitsrat“. Die Luftbrücke dürfte auf der Sondersitzung der 16 Nato-Außenminister am Freitag in Brüssel diskutiert werden, an der zum erstenmal der US-Außenminister Warren Christopher teilnimmt.

Auch bei Christophers heutigem Genfer Treffen mit seinem russischen Amtskollegen Kosyrew steht das Thema Bosnien- Herzegowina auf der Tagesordnung. Rußlands UNO-Botschafter Woronzow erklärte, seine Regierung unterstütze die Luftbrücke, solange sie „zeitlich befristet“ sei.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel erklärte gestern beim politischen Aschermittwoch in Bayerbach: „Ich befürworte ohne Einschränkung den Vorschlag des US-Präsidenten zum Abwurf von Lebensmitteln und Medikamenten aus Flugzeugen.“ Seiten 8 und 10