: Satanisch abgerundet
■ Neuer Sektenpastor fürchtet spirituelle Konkurrenz für Kirchen
für Kirchen
Jugendliche mixen sich immer häufiger ihren persönlichen „Religionscocktail“, beklagt der neue Hamburger Sektenpastor im Nordelbischen Jugendpfarramt, Jörn Möller, 30. Das mit dem spirituellen Monopol der Kirchen konkurrierende Rezept: „Ein bißchen Jesus, ein bißchen Buddha und das Ganze satanisch abgerundet.“ Doch Möllers Kenntnisse der Szene gehen weiter: Gepflegt würden die Rituale vornehmlich in kleineren abgeschlossenen Zirkeln. Problematisch werde es, so warnte Möller, wenn die Riten Macht über die jungen Menschen bekämen.
Selbst Horoskope, Tischerücken oder Tarot-Karten bergen Gefahren, wenn die Verantwortung für das eigene Handeln geleugnet wird, Möller befürchtet: „Wenn der tägliche Einkauf durch die Tarot-Karten bestimmt wird, dann wird es gefährlich.“ Der „Religionscocktail“ ist für Möller Zeichen einer wachsenden Unverbindlichkeit: „Immer dann, wenn eine Religion Konsequenzen von mir verlangt, kann ich in die nächste springen.“ Satanische Kulte seien dagegen Zeichen einer zunehmenden Gewaltbereitschaft. „Da geht es nur noch um Macht und Gewalt.“ Daß dabei auch ein wenig Lust und Sex im Spiel sein könnten, blendet der fromme Mann lieber aus. Als Sektenpastor werde er zwar auch „Scientology“-Opfer beraten, doch für die juristischen und wirtschaftlichen Fragen bei dieser Organisation sei die Arbeitsgruppe Scientology in der Innenbehörde besser geeignet.
Für ratsuchende Jugendliche hat Pastor Möller in seinem Büro in Hamburg-Eilbek, Hirschgraben 25, jetzt feste Sprechzeiten eingerichtet: mittwochs von 15.00 bis 18.00 Uhr und freitags von 10.00 bis 13.00 Uhr. Telefonisch können unter der Nummer (040) 2518207 auch andere Termine verabredet werden.
Der neue Jugendpastor, der Ende März offiziell in sein Amt eingeführt wird, sammelte Erfahrungen im Rahmen des dänischen Projektes „tea-house-mission“ (Tee- Haus-Mission) in Indien. Dort werden Aussteiger betreut, die auf der Suche nach Erleuchtung gescheitert sind. Am Sitz des Dalai-Lama in Dharmasala in Indien lernte der junge Pastor den Buddhismus kennen. Das hat ihm nicht geschadet, bis vor kurzem war Möller Gemeindepastor in Wilhelmsburg.
epd/taz
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