: Kampf den Menschendealern
■ Baugewerkschaft fordert Sondereinheiten gegen illegale Beschäftigung
gegen illegale Beschäftigung
Mit einer für Gewerkschaften ungewöhnlichen Forderung ist die Gewerkschaft Bau Steine Erden (BSE) an die Öffentlichkeit getreten: Um die illegale Beschäftigung zu unterbinden und die „organisierte Kriminalität“ von Menschenhändlerringen zu bekämpfen, fordern die Baugewerkschafter die Einrichtung einer behördenübergreifenden Ermittlungsstelle für illegale Beschäftigung.
Illegale Beschäftigung in Boom- Town Hamburg nimmt nach BSE- Auffassung dramatische Formen an. Ihren Berechnungen zufolge gibt es in Hamburg derzeit 2500 illegale Arbeiter. Immer häufiger heuern skrupellose Vermittlungsfirmen Ausländer in ihrer Heimat an und vermitteln sie zu Billiglöhnen auf Hamburger Baustellen. Tariflöhne von 20 Mark stehen oft nur Reallöhne von 1,50 Mark gegenüber. Sozialabgaben und Versicherungsbeiträge würden nicht gezahlt, Arbeiter-Schutzgesetze seien so de facto außer Kraft gesetzt. BSE-Chef Christoph Burmester: „Sogenannte seriöse Unternehmen bedienen sich skrupelloser Menschendealer.“
Daß die sogenannten „Vertragspartner“ mit großer krimineller Energie Menschenhandel betreiben, störe offenbar niemanden, beklagt der BSE-Chef. „Die praktische Abwicklung ist straff durchorganisiert. Hochmoderne EDV-Systeme und Telekommunikationsanlagen stehen sowohl ,Anbietern‘ als auch ,Nachfragern‘ zur Verfügung.“
Dieser organisierten Kriminaliät würden nach BSE-Erfahrungen nur schlecht ausgestattete und zergliederte Verfolgungsbehörden gegenüberstehen, so Burmester, „die sich oftmals eher gegenseitig behindern denn unterstützen“. Derzeit würden allenfalls einige illegale Arbeiter gegriffen. Burmester: „Das ist lästig, aber kein Problem. Die Logistik sorgt innerhalb von Stunden für Ersatz. Die Hintermänner bleiben fast immer unbehelligt.“
Damit soll jetzt Schluß sein: Eine 37köpfige Sonderkommission aus Polizei, Arbeitsamt, Zollfahndung sowie der Versicherungsträger soll den illegalen Menschendealern auf die Spur kommen. Durch operative Ermittlungen und Baustellenrazzien sollen Schwarzarbeiter geschnappt werden. Nach Schleppern und Schleusern, Aufenthaltsorten und Einreisewegen von illegalen Arbeitern muß verstärkt gefahndet werden. Vor allem sollen durch Betriebsprüfungen und Kontrollen der Sozialversicherungsausweise die Menschendealer und ihre Hintermänner aufgespürt werden. Kai von Appen
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