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Die Seefahrt der Missfits

Auch Kabarett-Fans sind nur Menschen. Wie zum ersten Tag des Sommerschlußverkaufs drängten sich die Zuschauer vorgestern abend in die Halle 2 der Kulturmanufaktur Kampnagel. Ziel ihrer Begierde: einer der besseren Sitzplätze und damit freie Sicht auf die Oberhausener Missfits.

Die drei Damen luden zu einer kleinen Schipperpartie. Der Frauenbewegung sollte ein anständiges Seebegräbnis bereitet werden — schließlich sei sie schon lange genug tot. Doch mehr als ein plumpes Über-Bord-Werfen gelang ihnen nicht. Was das Programm überhaupt auf dem als Brandzeichen apostrophierten Festival zu suchen hatte, bleibt eh ein Rätsel.

Dusseligste Wortspiele wechselten sich mit ordinärsten Witzen und plattesten Plattitüden ab. Aus einer Frau Flöttcke (Stephanie Überall), die sich bei ihrer Reiseleiterin nach dem Rechten erkundigt, wird gleich zu Beginn eine Frau Fehlzünder. Sie leidet zudem unter der Wahnvorstellung, von Männern verfolgt zu werden. Sobald einer auftaucht, schleudert sie salvenartig „Piss-Offs“ in alle Richtungen — und das den gesamten Abend über.

Cora von Ablaß-Krause vertreibt sich ihre Langeweile an Bord mit der Dichterei, verliert sich dabei aber in Schüttelreimen, wie sie einem auch auf der Toilette nicht öder einfallen könnten. Bei „O Frau, Du Werft, in Dich wird jedes Wrack gebracht...“ kann man sich vielleicht noch amüsieren. Beim dritten oder vierten Versuch allerdings wird es langweilig. Da reimt sich dann Matrose auf Hose und Rose, um schließlich in einer vibrierenden Dose zu gipfeln.

Endlich ist das Schiff gesunken, die Damen treiben in einem Rettungsboot übers Meer. Dies ist das Ende einer schlechten Emanzen- Schmidt-Show-Persiflage, wie man sie sich im Jugendzentrum Henstedt-Ulzburg vorstellt. Gregor Gerlach

Noch bis Montag, jeweils 20 Uhr

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