: Gröpelinger Chemikaltoilette ?
■ Aufregung um angebliche Sondermülldeponie / Mehr Sicherheit für Schiffs-Gefahrgut
Gröpelinger Chemikaltoilette?
Aufregung um angebliche Sondermülldeponie / Mehr Sicherheit für Schiffs-Gefahrgut
„Wir werden zum Chemie- Klo von Bremen“, befürchtet das Gröpelinger SPD-Beirats-Mitglied Herrmann-Josef-Stell. Anlaß zur Aufregung bot letzte Woche eine Meldung des Weser-Kuriers, nach der im Hafen an der Kap-Horn-Straße ein Zwischenlager für Sondermüll eingerichtet werden soll — ein Lagerplatz für Gefahrgut, das beispielsweise nach einem Unfall auf der Autobahn irgendwo kurzfristig deponiert werden muß. „Beirat Gröpelingen kontra Sondermülldeponie“, lautete daraufhin eine Pressemitteilung der SPD-Beiratsfraktion, und von einer an allen Gremien vorbeigegangenen „Nacht- und Nebelaktion“ war dort die Rede.
Bei der 10 x 12 Meter großen Halle, die ab März in Betrieb genommen werden soll, handelt es sich tatsächlich um ein Zwischenlager für Sondermüll — allerdings wird dort vorerst keinerlei Gefahrgut deponiert, das nicht auch jetzt schon im Hafen gelagert worden wäre.
Chemikalgebinde nicht
außenbords, sondern
innerbremisch
„Nach der Hafenordnung sind wir verpflichtet, die auf den Schiffen anfallenden Sonderabfälle anzunehmen“, erklärt der Leiter des zuständigen Hafenamtes, Wolfgang Meyer.
„Damit zum Beispiel Chemikaliengebinde, die bei einem Sturm kaputtgegangen sind, nicht einfach über Bord gehen.“ Bisher gab es für solche Fälle im Hafen zwei rund 20 Jahre alte Baracken, in denen beschädigte Fässer, Kartons etc. gelagert wurden — bis sie entweder vom Hersteller oder Transporteur wieder transportfähig gemacht und zurückgenommen oder aber entsorgt wurden.
Der neue „Platz für beschädigte Gefahrgutgebinde“, so die offizielle Bezeichnung der ausschließlich für im Hafen anfallendes Gefahrgut zuständigen Halle, löst die nach heutigen Umweltschutzgesichtspunkten unzureichenden alten Schuppen ab. Hier sollen vor allem wassergefährdende Stoffe gelagert werden: In den doppelwandigen Betonboden sind spezielle Folien eingezogen, die für eine größtmögliche Anzahl von Chemikalien „dicht“ sind. Das ablaufende Wasser wird darunter in einem Becken aufgefangen; von dort können jederzeit Proben gezogen werden, bevor das Wasser durch spezielle Kanalrohre in das Hafenbecken abläuft. Ein Betriebsplan regelt genau, welche Stoffe auf dem Platz gelagert werden dürfen — und für welche die Spezialfolien nicht geeignet sind.
„Die Anlage ist nach menschlichem Ermessen absolut sicher“, sagt der Leiter des Hafenamtes. Die 1,6 Millionen Mark teure Halle, für die auf der linken Weserseite noch ein Pendant geplant ist, habe „eine Pilotfunktion für Bremen“.
In der Umweltbehörde freut man sich derweil über den neuen Gefahrgutplatz: „Es ist in unserem Interesse, diese sinnvolle Einrichtung auch nach Unfällen auf Bremer Straßen zu nutzen“, sagt der Staatsrat im Umweltressort, Uwe Lahl. Darüber sind bisher allerdings noch keine Gespräche geführt worden.
skai
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen