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SanssouciVorschlag

■ Black Heritages „Black Musical“ im Haus der Kulturen der Welt

„Odeylo“ – das können wieder mal nur Eingeweihte aussprechen. Aber MFA Kera wird uns da schon an die Hand zu nehmen wissen. Denn schließlich verspricht „Odeylo“, nicht nur ein Musical sein zu wollen, sondern auch Nachhilfeunterricht in der Wahrnehmung des Fremden – ohne den erhobenen Zeigefinger. Zeit für Black History.

Mit großem Aufwand probte man schon seit Wochen – dem Kultursenat sei's gedankt. Ben Wargin steuerte eigens ein Bühnenbild bei und der Schauspieler Anthony Baggette wird uns erzählend durch die Handlung führen. Vier TänzerInnen grooven unter Leitung von Robert Coverton zum Sound des Black Heritage Orchestra, jener vielköpfigen Berliner Multikulti-Fusion- Band mit afrikanischen, afroamerikanischen und deutschen Musikern. Eddie Harris, Memphis Slim und Miriam Makeba könnte man die musikalischen Taufpaten der beiden Wahlberliner Mike Russell, dem gitarrespielenden Bandleader aus Washington und MFA Kera, der kreolischen Sängerin aus Madagaskar nennen. Mike und Kera haben ihre eigenen Bands schon vor geraumer Zeit zur Black Heritage fusioniert, und das Konzept nach dem Motto „Wenn der Jazzfunk seine Mutter besucht“ ging auf. Ihre gemeinsame Reise durch die schwarze Musiktradition führt seitdem zu immer neuen Schauplätzen der Geschichte zwischen Gospel und Rap und Reggae. Nun ist sie also an der Reihe, Mama Africa. Was ist aus ihr geworden?

Kera hat sie besucht und wird es erzählen. Wie schwarze Frauen leben, dort und hier. Selbst ein Mischlingskind, will sie in Odeylo ihre persönliche Erfahrung ausdrücken, was es heißt, wegen der Hautfarbe stigmatisiert zu werden, als Ausländerin und Künstlerin fern der Heimat zu leben. Oral History in Musik sozusagen – in der Fremde erzählen, was einem nah bleibt.

Alles schien doch noch so friedlich, paradiesisch fast, damals zu Hause, als noch keiner ahnen konnte, was die Zeit der Kolonialismen alles verändern würde. Bis Mama schließlich ihre eigenen Kinder kaum noch wiedererkennen konnte. Die waren inzwischen in der ganzen Welt verstreut und zweifelten schon fast, je eine Heimat gehabt zu haben. Aber da tönte es auf einmal auch noch aus den entferntesten Musikboxen des globalen Dorfes: die Seele war Klang geworden. Kam so der Blues nach Afrika? Wie auch immer: „Ein Kreis bildete sich, als einige Kinder zurückkamen“, sagt Kera. Und so werde das afrikanische Erbe bewahrt, durch ständige Evolution, Transformation und Rückbesinnung. Nichts bleibt, wie es vorher war, doch: die Seele, die Kraft, die Sehnsüchte, der Kampf. Ob sich der Bannkreis schwarzer Erbschaft auch in Berlin schließt? – Heute und morgen im Haus der Kulturen der Welt. Black Heritages Odeylo ist eine Veranstaltung im Rahmen des Black History Month. Christian Broecking

Am 27. und 28.2. um 20 Uhr im Haus der Kulturen der Welt.

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