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Rußland bietet Teilabzug aus Georgien an

■ Militärstützpunkt Eschara soll aufgelöst werden/ Verhandlungen in Moskau am Wochenende/ Abchasien-Kommandant der georgischen Armee kämpferisch

Tbilissi (taz) – Rußland hat einem Teilrückzug seiner in Georgien stationierten Soldaten zugestimmt, unter der Bedingung, daß Georgiens Regierung mit den separatistischen Rebellen in der Provinz Abchasien einen Waffenstillstand vereinbart. Der russische Botschafter Vladimir Zemsky sagte gestern gegenüber der taz, Einzelheiten des Rückzugs würden am Wochenende in Moskau mit einem hohen Berater des georgischen Präsidenten Eduard Schewardnadse erörtert.

Laut Zemsky verlangt Rußland eine einwöchige Feuerpause, um seine Militärinstallationen im georgischen Dorf Eschara abzubauen. Ein georgischer Angriff auf diese Stellungen hatte vor einer Woche den russischen Luftangriff auf die abchasische Hauptstadt Sukhumi provoziert. „In dieser Periode werden wir unser Untergrundlabor abbauen, wo Explosionsstoffe hergestellt werden“, sagte Zemsky. „Die Feuerpause wäre ein Impuls für neue Verhandlungen und könnte die Grundlage für eine permanente Einstellung der Feindseligkeiten bieten.“

Die georgische Regierung, die von russischen Expansionsabsichten an der Schwarzmeerküste überzeugt ist, hat den Vorschlag akzeptiert, aber ohne großen Enthusiasmus. „Wir werden denen eine Feuerpause geben“, sagte Vize-Außenminister Giorgi Burduli. „Es ist eine gute taktische Handlung.“ Aber ein Abzug aus Eschara erfülle nicht die georgische Forderung nach einem Totalrückzug russischer Soldaten aus Georgien. Außerdem würden die Abchasen wohl die Feuerpause sabotieren, „weil sie an einem russischen Abzug nicht interessiert sind“, fügte Burduli hinzu.

Ob nun eine Entspannung bevorsteht, hängt im wesentlichen davon ab, ob Schewardnadse sein Militär unter Kontrolle behält. Georgische Nationalisten haben Großdemonstrationen gegen den Präsidenten angekündigt, falls dieser Kompromisse gegenüber Moskau eingeht. Zu den Hardlinern gehört auch der Kommandeur der georgischen Truppen in Abchasien– der nur 26jährige General Gia Karkaraschvili, der im vergangenen Jahr zweimal den russischen Gegner auf eigene Faust angegriffen hat. „Verhandlungen mit Rußland zum jetzigen Zeitpunkt sind sinnlos“, sagte der einstige Kriegsgefangene in Afghanistan der taz in seinem Hauptquartier in Tbilissi. „Wir müssen auf der territorialen Integrität Georgiens bestehen. Wenn Rußland dem widerspricht, müssen alle Georgier kämpfen.“ James Dorsey

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