: Experimentelle »Helden« auf der Bühne des TiK
„Der Vorhang geht auf, da steht jemand auf der Bühne, alle schauen ihn an, steht da ein Held?“ Diese Frage szenisch umgesetzt machte am Samstagabend im TiK den Auftakt, bevor eine ganze Reihe weiterer Fragen zum Thema „Helden“ folgte. Helden lautete denn auch der Titel der Inszenierung, die fünfundzwanzig Jugendliche im Rahmen eines Treffpunkt-Projekts des Thalia-Theaters entwickelt und am Wochenende auf die Bühne gebracht haben.
Was sind Helden, wer sind Helden, wie sind Helden? Oder auch: Was sind keine Helden, wer ist kein Held, warum ist er es nicht? Das fragende Motto läßt sich beliebig ausweiten, und das zu zeigen waren die Darsteller angetreten. In sechzehn Szenen variierten sie ihre Frage immer wieder neu, spielten unterschiedliche Assoziationen und Konstellationen durch, träumten und alpträumten zum Thema. Und es stellte sich heraus: nicht um etwaige Antworten ging es ihnen, sondern um die Fragestellung selber.
Gängige Heroenklischees probierten sie dafür ebenso durch, wie sie sich mit neuen oder auch nur alltäglicheren Heldendefinitionen versuchten. Ob Superman oder Jesus am Kreuz, die Liebe oder das Leben, Mütter oder Märtyrer: Helden können viele sein, und Schein und Sein vermischen sich – so jedenfalls führte es die Truppe unter der Regie von Martin Kreidt dem Publikum vor.
Aber nicht nur von ihrer inhaltlichen Seite präsentierte sich die Aufführung offensichtlich ausprobierend. Experimentell angehaucht war sie auch, was die Inszenierung der „Bühnentechnik“ betraf. Insofern etwa, als die Schauspieler bühnentypische Elemente wie Vorhang, Requisiten und Musik ausnahmslos selber darstellten. Oder für Kulisse und Handlung der Szenenfolgen Relikte aus dem Probenprozeß bewahrt hatten, wie zum Beispiel Aufwärmübungen und Improvisations-Standards.
Das Ergebnis war ein buntgemischtes Theaterspiel und ein ideenreiches, durchaus auch mal ironisches Suchen und Versuchen von theatralischen Ausdrucksmitteln. Das Publikum hatte seinen Spaß dabei, zurecht. Hut ab also vor diesen Nachwuchshelden. Dorothea Schüler
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