: Auto ist Raubbau
■ Norddeutsche Klimabündnis-Konferenz
Auto ist Raubbau
Norddeutsche Klimabündnis-Konferenz
Eine moderne Verkehrspolitik muß Bahn, Binnenschiffahrt und Seeverkehr als umweltfreundlichen und energiesparenden Verkehrsträger den Vorrang einräumen. Das betonte der niedersächsische Minister für Bundesangelegenheiten, Jürgen Trittin, auf der ersten Norddeutschen Klimabündnis-Konferenz.
Vor Vertretern von 14 norddeutschen Bündnis-Städten und internationalen Gästen sagte Trittin, daß sich die Entwicklungspolitik heute der Angstargumente Einwanderung und Umweltkrise bediene, um bei der Bevölkerung akzeptiert zu werden. Offenbar gelinge es nur über das Eigeninteresse der Industrieländer, die Misere des Südens zum Thema zu machen.
Entwicklungspolitik bedeutet nach den Worten des Ministers nicht nur Schuldenerlaß für die Dritte Welt, sondern habe auch etwas mit Klimaschutz zu tun. Darum sei eine Veränderung des westlichen Produktions- und Konsumverhaltens notwendig. Ein Nacheifern des Südens bedinge automatisch die damit verbundene nachholende Umweltzerstörung, was zum ökologischen Kollaps führe.
Trittin sagte die Hilfe Niedersachsens für Informations-und Bildungsarbeit des Klimabündnisses zu, dem schon 250 europäische Städte angehören. Zu den Hauptforderungen des 1989 auf den Amazonientagen in Berlin gegründeten Bündnisses gehört, den Kohlendioxid-Ausstoß bis zum Jahr 2005 um 20 Prozent zu reduzieren. Ferner soll alles unternommen werden, den Methanausstoß zu verringern und die Produktion von FCKW-Treibgasen sofort zu stoppen.
„Das Weltklima ist in Gefahr. Temperaturanstieg, Wirbelstürme, Dürre- und Überschwemmungskatastrophen häufen sich“, erklärte die Mitbegründerin des Klimabündnisses, Professor Clarita Müller-Plantenberg aus Kassel. „In vielen Kommunen ist es verlernt worden, die Verantwortung für die Umwelt zu übernehmen. Politiker müssen auch unbequeme Forderungen nach Verkehrsbeschränkungen durchzusetzen“, forderte Professor Hermann Knoflacher von der Technischen Universität Wien. Für den privaten Autoverkehr schlug der Verkehrsexperte plombierte Zähler vor, die ähnlich dem Stromverbrauch pro gefahrenen Kilometer laufen. Er verglich den Autobahnbau in den Industriestaaten mit dem Raubbau in den südamerikanischen Urwäldern. Der Schutz der klimabedeutsamen tropischen Regenwälder sei wichtig. Gleichzeitig sollte jedoch nicht der Blick auf die neuen Bundesländer verstellt werden: „Dort wird ein Verkehrssystem angeheizt, das im Westen schon lange fatale Folgewirkungen zeitigt.“ dpa
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