Erster Schritt zum Abschied von einem Tabu

Sie planen Fahrradwege, bauen Hauptverkehrsstraßen zurück, pflanzen Plantanen: Planer und Politiker sind nicht pingelig, wenn es um die Mammutaufgabe der städtischen Verkehrswende geht.

Aber selbst in Städten, in denen Politiker auch handeln, hat die große Verkehrswende immer noch nicht stattgefunden. In Freiburg beispielsweise, das sich selbstbewußt als Öko-Hauptstadt feiert, stagniert der Autoverkehr gerade mal. Allein im Ausland, so in Delft, Groningen, Bologna und Zürich, gab es — bescheidene — Erfolge.

Grund, so räumt eine wachsende Zahl von Verkehrsexperten selbstkritisch ein, ist das „Tabu Auto“. Individueller Autobesitz als gesellschaftliche Verhaltensnorm auch in Ballungsräumen wurde bislang nirgendwo ernsthaft in Frage gestellt. Ziel war lediglich ein „vernünftigerer“ Gebrauch des Autos. Dabei ist den Experten klar, daß mit Kfz-Besitzquoten von 500 bis 600 Stück je 1000 Einwohner der „Lebensraum Stadt“ nie und nimmer zurückerobert werden kann, es sei denn durch riesige Parkplatzkatakomben für Autos, die niemals gefahren werden.

Eine wachsende Zahl von Planern zieht aus dieser Tatsache jetzt erste Schlußfolgerungen: „Autofreie und autoarme Transportketten“ (Einkaufen mit dem Fahrrad und Warenbringesysteme), Quartiersparken (Trennung von Wohnungstür und Autotür), Parkraumbewirtschaftung (Trennung von Bürotür und Autotür, Kaufhaustür und Kofferraumtür), „autofreie Innenstadt“ und jetzt auch „Wohnen ohne Auto“ heißen die neuen Schlagworte. Sie wollen autofreies Leben ermöglichen und belohnen sowie wenigstens einige Vorrechte der Autogesellschaft beschneiden. fm