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Autonomie als Chance von Joachim Schulze-Bergmann

GASTKOMMENTAR

Autonomie als Chance von Joachim Schulze-Bergmann

å Die GEW-

Hamburg ist auf dem Weg — aber sie ist noch ängstlich. Das ist verständlich: Was soll Autonomie der Schule schon heißen, wenn gravierende materielle und strukturelle Mängel auf das gesamte Schulsystem zukommen, die vorrangig zu bewältigen sind?

Dennoch ist m.E. klar, daß ein bewußteres Wirtschaften, eine durchsichtigere Haushaltsführung, die eigene Budgetierung und eine an Profilen ablesbare Konkurrenz der Schulen zu begrüßen ist. Zugleich muß allen an einem Schulstandort klar sein, daß ihre Schule in ihrer Verantwortung liegt und sich mit ihnen entwickeln kann. Eine solche gemeinte demokratische Struktur der auszubauenden Selbstverwaltung läßt die Schule in den Stadtteil und seine lokalen Bedürfnisse hineinwachsen. Zugleich müssen die Aufsichtshierarchien abgebaut und durch Beratung ersetzt werden. Alle diese Bedingungen müssen im Schulverfassungsgesetz ihren Niederschlag finden.

Die GEW tut gut daran, an einem positiven Entwurf zu arbeiten, damit möglichst bald mehrere Modelle in Hamburg diskutierbar werden, die alle die Überschrift beanspruchen: Autonomie der Schule. Ich bin überzeugt, daß mehr Autonomie auch ein Mehr an politischem Bewußtsein auslösen wird. Nicht nur in den zu erkennenden finanziellen Engpässen des Staates liegt Sprengkraft, auch die Beteiligung der Eltern, LehrerInnen und SchülerInnen an ihrer Schule kann und müßte eine Dynamik auslösen, die gerade den Interessen der Betroffenen vor Ort entspricht. Daher meine ich: Die Lehrerschaft sollte Autonomie der Schule zuerst einmal als Chance verstehen, Strukturen am Arbeitsplatz neu zu definieren. Der GEW kommt hier eine führende und unterstützende Rolle in Hamburg zu.

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