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Der Olympia-Bär lacht in den Farben Schwarz-Rot-Gold

■ Olympia GmbH stellt Maskottchen vor/ Nach Olympia- Zuschlag wird der spuckhäßliche Bär wahrscheinlich abtreten

Berlin. Da haben sich die Berliner Olympioniken in spe mal wieder einen gewaltigen Bären aufbinden lassen, diesmal sogar einen spuckhäßlichen. Plump ist die Gestalt, einfältig die Fratze jenes gelben Teddys, den gestern Olympia-2000-Marketingchef Wolfgang Händel und Spielzeugfabrikant Dietmar Hartung als Olympia-Bären vorstellten. Daß die Bärenfertiger aus dem Hause Hartung ihm ein dandyhaftes Tuch um den Hals geschlungen haben, verbessert den Eindruck nicht: die Farben des Tuches sind Schwarz-Rot-Gold.

In acht verschiedenen Größen soll der traurige Geselle ab sofort verkauft werden, das kleinste Exemplar (für 7,50 Mark) trug Händel gestern am Revers, während er die Hoffnungen seiner GmbH vortrug: Ein Renner soll das Stofftier werden und die Einnahmen der Olympia-Marketing-GmbH in die Höhe schnellen lassen. Bislang waren die eher bescheiden: Im Wirtschaftsplan für 1992 waren z.B. Gesamtaufwendungen von 32,9 Millionen vorgesehen, nur rund ein Viertel (8,55 Millionen Mark) davon sollte durch Geld- und Sachleistungen der Marketing-GmbH gedeckt werden.

Eigentlich hätte das Maskottchen in einem Graphiker-Wettbewerb ermittelt werden sollen. Weil aber „kein Vorschlag unseren Vorstellungen entsprach“ (Händel), erhielt schließlich Spielzeugfabrikant Hartung die Lizenz für die Produktion des Tieres. Der sei schließlich eine Kapazität, sagt Händel, „außerdem fanden wir seine Vorstellungen solide“.

Na ja, solide ist der Bär, einigermaßen flauschig auch, aber wieviel charismatischer waren doch die Wappentiere vergangener Olympischer Spiele. Cobi zum Beispiel, Maskottchen von Barcelona 92, der so abstrakt gestaltet war, daß keiner wußte, ob es sich um einen Hund handelte oder vielleicht doch eher um ein Schwein. Oder Sam, der Weißkopfseeadler aus den Disney-Studios, welcher Olympia 84 in Los Angeles zu verkaufen half. Und selbst Moskaus Mischa, ein Bär auch er, sah lustiger aus als sein Berliner Bruder, obwohl seine Spiele 1980 vom Westen boykottiert wurden.

Allerdings ist nicht sicher, ob der Berliner Bär – einen Namen hat er noch nicht – die Olympischen Spiele überhaupt erlebt. Wenn die Stadt am 23. September tatsächlich den Auftrag für die Ausrichtung der Spiele erhält, wird die gesamte Vermarktung neu gestaltet, und vermutlich endet dann bereits die Amtszeit des mißratenen Flauschtiers. „Ich finde ihn ja ganz nett“, sagt Wolfgang Händel. „Aber vielleicht brauchen wir im Ernstfall doch ein anderes Maskottchen.“ ger

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