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Der Killer als Lamm

Im Ring brutal, außerhalb dieser Stätte der nice guy des Boxsports. Der amtierende Schwergewichtsweltmeister Riddick „Big Daddy“ Bowe ist gerade auf Welttournee. Nach Besuchen in Somalia, einem Gespräch mit Nelson Mandela in Südafrika und Händeschütteln beim Papst in Rom (Bowe: „Ich wußte nicht, ob ich ihn umarmen soll oder so, schließlich ist er in Italien ja so etwas wie ein Präsident“) war er nun in Hamburg. Der Pay-TV-Sender „Premiere“, deutscher Lizenznehmer der Liveübertragungen des Champs, bat die Presse und geladene Gäste (Bewegungsspezialistin Erika Berger und Filmemacher Jürgen Roland) zu einer exklusiven Talkshow in den Ballsaal des Hotel Atlantik. Vor einem Boxring, in dem sich später die faustkämpferischen B-Movies des Senders, Markus Bott und Dariusz Michaliszewski, im Sparring versuchten, interviewte Sportchef Michael Pfad den lizenzierten Schläger.

Bowe soll privat echt Humor haben, doch was im zuvor ausgestrahlten triefenden Portrait des Boxers (aus den gleichen Slums wie der vormalige Weltmeister und heutige Knacki Mike Tyson stammend, mutiert er zum fürsorgenden Familienvater) noch einigermaßen rüberkam – später war nichts zu spüren. Ein wenig müde wirkte der Champ auf seiner Promotiontournee, mit der er den Boxsport wieder beliebter machen will. So daß die meisten Antworten dem Champ in den Mund gelegt werden mußten. Etwa: „Ich will jedem Menschen helfen“, gab sich der Killer im Ring und Lamm im wirklichen Leben christlich.

In Somalia spendete er 100.000 Dollar für die Hungernden. Zuvor hatte er in den USA einen Vertrag mit dem TV-Sender HBO signiert, der ihm für eine sechsmalige Titelverteidigung 100 Millionen Dollar sichert. Gehungert wurde im Atlantik nicht – das Buffet war üppig. kader

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