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Tribunal für alle Kriegsverbrecher

■ betr.: "Ein internationaler Strafgerichtshof ist realistisch", taz vom 23.2.93

betr.: „Ein internationaler Strafgerichtshof ist realistisch“,

taz vom 23.2.93

[...] Beabsichtigt das geplante Tribunal, nur serbische Kriegsverbrecher vor Gericht zu stellen und die moslemischen und kroatischen nicht zu verfolgen, macht es sich zum Handlanger von Propaganda und Verbrechen. Kroatische Massaker, Vergewaltigungen und Vertreibungen, begangen an den in Kroatien lebenden Serben, sind bereits seit Mai 1991 belegt und dokumentiert, moslemische Fanatiker schießen aus propagandistischen Motiven auf moslemische Zivilisten (wie werden sie wohl erst mit den serbischen Zivilisten umgehen?), KZs und Vergewaltigungen sind allen am Krieg beteiligten Gruppen anzulasten.

Allmählich sollten auch wir Deutschen anfangen, wirklich hinzuschauen, und nicht wie eine steckengebliebene Schallplatte stereotyp wiederholen, die Serben seien an allem schuld. Die Presseclubrunde im Fernsehen am 31.1.93 hat deutlich zum Ausdruck gebracht, wie wir mit dieser Einstellung unseren Ruf im Ausland ruinieren.

Wie sagte David Binder, Korrespondent der New York Times: „Die separate Anerkennung von Kroatien und Slowenien durch die BRD war ein Fehler, eine Kette von Fehlentscheidungen. Wenn schon Kriegsverbrecheranzeigen, dann würde ich Helmut Kohl und Hans-Dietrich Genscher auch auf die Liste der Kriegsverbrecher stellen.“

Oder Gerard Scheer, Korrespondent von Radio France: „Die Deutschen sind nicht glaubwürdig in dieser Affaire. Sie sollen sich zurückhalten.“ Oder Quentin Peel, Korrespondent der Financial Times: „Die Debatte hier in Deutschland über die ganze Geschichte war immer so einseitig und blödsinnig.“

Tribunal ja, aber bitte für alle Kriegsverbrecher, inklusive der unzähligen Schreibtischtäter in Zagreb, Belgrad, Bonn und wo sie sonst noch sitzen mögen. Annette Philips, Königswinter

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