piwik no script img

Warten auf die Kleinen

■ Trotz höchstrichterlicher Frist keine Einigung im Ost-Stromstreit

Gotha/Karlsruhe (dpa) – Obwohl die Bundesverfassungsrichter nur eine Frist bis zum 1. März für eine außergerichtliche Einigung um den ostdeutschen Strommarkt gesetzt haben, hoffen sie offenbar weiter auf eine Einigung. Fünf Thüringer Gemeinden und die Stadt Chemnitz halten ihre Verfassungsbeschwerde gegen den zwischen der letzten DDR-Regierung, der Treuhand und den großen westdeutschen Stromkonzernen im August 1990 geschlossenen Vertrag aufrecht.

Die drei Nordthüringer Orte Sollstedt, Bleicherode und Heiligenstadt wollen nach Angaben des Geschäftsführers des Gemeinde- und Städtebundes Thüringen, Jürgen Gnauck, eine Fristverlängerung um drei Monate beantragen, um Zeit für weitere Nachverhandlungen mit den westdeutschen Konzernen RWE AG (Essen), PreussenElektra AG (Hannover) und Bayernwerk AG (München) zu haben. Die Stadt Chemnitz will weiter mit der Energieversorgung Südsachsen AG und der RWE, die an dem Regionalversorger beteiligt ist, über Nachforderungen zum Stromkompromiß verhandeln.

Die sächsischen Energieversorger hoffen nach wie vor auf einen Kompromiß im ostdeutschen Stromstreit. Einen Tag nach Ablauf der vom Bundesverfassungsgericht gesetzten Frist mahnten sie in Dresden, daß bei einem Scheitern große Investitionen wegen mangelnder Rechtssicherheit gefährdet seien.

Die Gründung von Stadtwerken war Teil des Kompromißpaketes, das vom Bundeswirtschaftsministerium nach Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts vorgelegt worden war. Danach sollten die Kommunen, die eigene Stadtwerke gründen, die örtlichen Stromnetze und die dafür nötigen Anlagen zurückerhalten und im Gegenzug auf ihre Minderheitenbeteiligung an den Regionalversorgern zugunsten der westdeutschen Stromkonzerne verzichten. Gegen diesen Stromvertrag hatten zunächst 164 ostdeutsche Kommunen Verfassungsbeschwerde eingelegt, dem Kompromiß aber dann fast alle zugestimmt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen