: Heißes von Väterchen Frost
■ Sibirien zuliebe: Russische Kohle für Bremer Stuben
Bremer Bügeleisen und Fräsmaschinen werden demnächst auch mit Energie aus Sibirien betrieben: Am Montag nämlich schleppt der Frachter „MS Dallington“ 11.000 Tonnen südsibirischer Steinkohle zum Kraftwerk Hafen.
Besonders billig sei die russische Steinkohle allerdings nicht, sagt Bernd Gabriel, Leiter der Materialwirtschaft bei den Stadtwerken. Schließlich verkauften die Russen zum Weltmarktpreis von 80 Mark pro Tonne. Gabriel: „Die sind sehr gut informiert, die machen uns keine Geschenke.“ Man wolle den Russen aber einfach eine Chance geben, weiter zu existieren. Denn die Produktion der sibirischen Kohlebergwerke habe sich in den letzten Jahren um fast ein Drittel verringert.
Außerdem ist Bremen eigentlich eine alte Kundin bei den russischen Bergwerken. Vor vier Jahren allerdings hat man das Geschäft mit Vorkuta in Nordsibirien abgebrochen, da die Kohle in den Häfen mit zuviel Schmutz wie Steinen, Eisenerz und Holz versetzt worden war. Die bremische Rauchgas-Entschwefelungsanlage machte da nicht mit. Mit den Bergwerksdirektoren konnten die Stadtwrke solche Probleme aber nicht besprechen, da war die Moskauer Zentrale vor. Das ist nun alles anders: Vor Ort im südsibirischen Kuzbass-Revier sitzen ostdeutsche Rußland- Experten.
Üppig ist der Auftrag für Sibirien allerdings auch nicht: Gerade mal 80.000 Tonnen sibirischer Steinkohle will das Kraftwerk Hafen dieses Jahr verfeuern. In Südafrika dagegen sind 320.000 Tonnen bestellt, in Polen 200.000 und in Indonesien 120.000. Auch von deutschen Bergwerken kaufen die Bremer Stadtwerke Kohle: rund 360.000 Tonnen, allerdings zu einem Preis von 320 Mark pro Tonne.
Daß in einigen Teilen Rußlands gerade wieder Bergarbeiter streiken, hat, so Gabriel, aber nichts mit einem zu niedrigen Kohlepreis zu tun. Da gehe es um die Frage der Dezentralisierung, meint er. Und außerdem streikten die Bergarbeiter im Winter oft wegen Versorgungsengpässen. Cis
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen