: Offener Brief an die Berliner Subkultur
■ betr.: "Penny McLean kommt ins Museum", taz vom 20.2.93
betr.: „Penny McLean kommt ins Museum“, taz vom 20.2.93
Liebe Rest-Berliner,
[...] Was ich nur der Kitsch-Hochburg München oder Köln zugetraut hätte, findet nun bei Euch statt. Gibt es als nächstes ein Komitee für die Wiedervereinigung von Baccara? Oder eine Initiative „Rettet Bata Illic“? Vielleicht einen Bernd-Clüver-Fanclub? Einen Kabelkanal, der ausschließlich „disco“-Sendungen, „Hitparaden“ mit Original Dieter-Thomas „Panzerarmband“ Heck, „Drei mal Neun“, „die drehscheibe“ u.v.a. inklusive Werbung der Siebziger ausstrahlt?
Sicher hat das alles satirische Qualität. Aber es ist destruktiv fürs Volk und stützend für die Herrschenden bzw. die Möchtegernherrschenden aus dem braunen Sumpf. Anstatt unsere Kulturkrise zu verstärken, indem Ihr wie das dumpfe Volk Eure Aggressionen und Frustrationen an Unschuldigen auslaßt, die sich nicht mehr wehren können, könntet Ihr Euch mal wieder etwas weniger Staatstragendes einfallen lassen.
In dieser Hinsicht ist Euch die Ostler-Subkultur um Längen voraus. Sie sind nämlich schon bei den Achtzigern angelangt. Ich bin mal gespannt, welches vergangene Jahrzehnt uns als erstes überholt. Markus Schilling, Kassel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen