Crash der Computer

■ Warnstreik bei Digital Equipment

Berlin (taz) – An allen elf deutschen Standorten des Computerherstellers Digital Equipment GmbH legten am Mittwoch Angestellte kurzfristig die Arbeit nieder. Sie protestierten dagegen, daß von den 4.050 Beschäftigen bis zur Jahresmitte 400 ihren Arbeitsplatz verlieren sollen; schon im letzten Jahr war rund 700 Angestellten gekündigt worden. Außerdem fordern sie einen Haustarifvertrag, weil die in München ansässige Tochter des US-amerikanischen Computerkonzerns nicht im Arbeitgeberverband und damit nicht tarifgebunden ist.

Wie überall im Computergeschäft sieht es auch bei Digital Equipment nicht gerade rosig aus. Nicht nur die deutsche Tochter hat Millionenverluste gemacht. Im Geschäftsjahr 1992 wies der Konzern insgesamt bei einem Umsatz von 13,9 Milliarden Dollar einen Verlust von 2,8 Milliarden Dollar aus. Jetzt soll ein Wechsel der Geschäftspolitik wieder zu schwarzen Zahlen führen. Weltweit sollen neun spezialisierte Geschäftseinheiten aufgebaut werden – was mit weiterem Personalabbau verbunden ist. Außerdem will der Konzern versuchen, bestimmte Abnehmergruppen auf ihre Ansprüche zugeschnitten zu bedienen: das Gesundheitswesen, Militär und Rüstung, Finanzdienstleistungen und Kommunikation. „Wenn der Konzern weltweit nur noch zirka 60.000 Mitarbeiter haben soll, fliegt jeder zweite demnächst auf die Straße“, warnte die IG Metall die Angestellten in einem Flugblatt.

Der brutale Preiskrieg auf dem Computermarkt hat selbst Riesenunternehmen wie IBM in rote Zahlen gestürzt. Der Preisverfall in der Branche wird auf 15 bis 30 Prozent im Jahr geschätzt. Experten glauben, daß im vergangenen Jahr etwa 40.000 Menschen weltweit ihren Job in der Computerindustrie einbüßten. aje