: Wieviel Fläche leersteht
■ Stadtentwicklungs-Senator zeigte die Hinterhöfe der Stadt
die beiden Männer am Wasser
In den 60er und siebziger Jahren ging die Stadtplanung für Bremen in die Breite, die Vahr wurde bebaut, rund um die Stadt herum wurden Wiesen und Äcker verbraucht. Die Städter zog es in die Randbezirke. Nicht nur wegen der damit produzierten Verkehrsprobleme hat sich der Trend umgekehrt. Flächen sind, insbesondere in einem Stadtstaat wie Bremen, knappes Gut, predigt der für Stadtentwicklung und Umweltschutz zuständige Senator Ralf Fücks. Gestern zeigte er einer kleinen Journalistenrunde, wieviele Brachen im Zentrum der Stadt entstanden sind während dieser Jahre des Drangs auf die grüne Wiese.
Zum Beispiel am Flughafen hat sich eine ganze Kolonie von ca. 50 Schrott-Händlern und Auto-Reparateuren entwickelt. Wenn gute verkehrliche Anbindung ein Kriterium für wertvolle Gewerbeflächen ist, dann sind diese Flächen wertvoll.
Zum Beispiel Güterbahnhof Neustadt. 6 Hektar direkt neben Autobahn-Zubringer und Bahngleisen sind dort in einer Art genutzt, die nur an Hinterhof erinnert.
Oder zum Beispiel Europahafen: Gähnend leer und auf geradezu komische Weise verbaut ist das alte Hafenbecken. Fast einen Steinwurf entfernt von der City könnten hier 4.000 Menschen Arbeitsplätze in Dienstleistungs-Bereichen entstehen, die Kräne des Fruchtumschlages würden zur historisch-nostalgischen Kulisse, Hafenbecken und Weser machen die Lage interessant.
Insgesamt 9 Hektar Fläche des alten Güterbahnhofes sollen in den nächsten zehn Jahren einer neuen Nutzung zugeführt werden: Vom Hauptbahnhof aus nach Westen hin erstrecken sich riesige Gleisgebiete und Lagerschuppen, deren Funktion im Güterverkehrszentrum längst moderner und zeitgerechter stattfinden könnte.
Insbesondere am Bahnhof dürften höchst wertvolle Flächen frei werden, wenn die Bundesbahn ihr aus dem 19. Jahrhundert stammende Lage endlich frei gibt. Ein Städtebaulicher Wettbewerb soll noch in diesem Jahr Anregungen für die Nutzung geben. 135.000 Quadratmeter Bürofläche in großstädtischer sechs-geschossiger Bauweise könnten hier entstehen, in der Mitte ein grüner Wohnstreifen, wo jetzt noch die Bahngleise nach Oldenburg die Fläche zerschneiden.
Moderne Stadtentwicklung geht nicht mehr in die Breite, sondern entwickelt das Zentrum, erläuterte Fücks. Und versicherte schnell, als fürchte er das Mißverständnis, hier würden Argumente gegen die Pläne des Wirtschaftsressorts gesammelt: Die Führung sei „nicht eine gegen, sondern eine für“. K.W.
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