: Weg von der Autoorientiertheit des Denkens
■ betr.: "Kein Umsteiger", taz vom 25.2.93
betr.: „Kein Umsteiger“,
taz vom 25.2.93
Selten habe ich einen so die Fakten verzerrenden Aufsatz über irgendein Thema gelesen. Offenbar hat Felix Berth gar nicht kapiert, daß die „steuerliche Begünstigung“, die er eingangs erwähnt, sich auf Zuschüsse der Arbeitgeber(!) zum Jobticket bezieht; die nämlich ignoriert er bei seiner Argumentation völlig. Wenn er also suggeriert, die Verkehrsbetriebe nähmen statt 59 Mark plötzlich nur 22 Mark ein und würden so Millionenverluste einfahren, ist das schlicht und einfach falsch. Weiter: Den „Mitnahmeeffekt“ gibt es natürlich, aber er geht eben weitestgehend nicht zu Lasten der Verkehrsbetriebe, sondern der jeweiligen Arbeitgeber, und das soll er auch, denn es geht beim Jobticket primär darum, daß die Arbeitgeber nicht weiter nur das Autofahren fördern (durch Bereitstellung kostenloser Parkplätze oder sogar Mitfinanzierung von Parkhausgebühren bzw. Anmietung von Parkhausflächen), sondern endlich auch die ÖPNV-Benutzung. Alle bisherigen Erfahrungen zeigen übrigens auch, daß es bei attraktiven Jobtickets, wie in Heidelberg oder Freiburg, nicht nur „ein paar echte Neukunden“ gibt, sondern einen gewaltigen Umsteigeboom; das Problem der Verkehrsbetriebe ist weit weniger eine etwaige Mindereinnahme, sondern begrenzte Kapazität!
Schließlich noch das Horrorszenario vom jetzt familiengenutzten PKW: In welcher Welt lebt Felix Berth denn? Wenn die Familie einen PKW braucht, wird/wurde ein Zweitwagen angeschafft!
Das Jobticket führt nicht das Paradies herbei, aber ihm liegt eine richtige Philosophie zugrunde: Weg von der Autoorientiertheit des Denkens. Rainer Karcher, Karlsruhe
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