Signal der Bundesbank

■ Lockerung der Zinsen für Wertpapierpensionsgeschäfte

Frankfurt/Main (dpa) – Die Weichen für weitere Zinssenkungen in Deutschland sind gestellt. So wurde gestern die überraschende Ankündigung der Bundesbank gewertet, den Banken in der kommenden Woche Geld mit einem Mengentender zu 8,25 Prozent (bislang 8,50) zur Verfügung zu stellen.

Mit sogenannten Wertpapierpensionsgeschäften besorgen sich die Kreditinstitute kurzfristiges Geld bei der Bundesbank. Sie geben dafür börsennotierte Wertpapiere zu einem bestimmten Zinssatz „in Pension“ und verpflichten sich zugleich, diese Papiere zum vereinbarten Zeitpunkt von der Notenbank wieder zurückzukaufen. Beim jetzt von der Bundesbank veränderten Mengentender wird der Zinssatz festgelegt, und die Bundesbank teilt dann den bietenden Banken die Beträge zu.

Einen Tag nach der Sitzung des Zentralbankrates kam die Ankündigung der Zinssenkung – auf die schon intensiv spekuliert worden war – für viele Banker doch überraschend. Zwar reagierten die deutschen Finanzmärkte gelassen, doch der Coup saß: „Die Bundesbank versteht es mit großem Geschick, die Märkte in den Wald zu schicken“, meinte der Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Norbert Walter. Nicht nur er hatte mit einer geldpolitischen Lockerung am Donnerstag zur Zentralbankratssitzung gerechnet. Walter hält den Schachzug – nicht nur wegen der schlechten Konjunktur – für geschickt und sieht darin den Auftakt für weitere kleine Schritte der „Zinsabrüstung“. Tatsächlich sind die Bundesbanker in den letzten Wochen immer mehr unter den Druck der anderen EG-Länder geraten, die die hohen deutschen Zinssätze für das EWS-Desaster verantwortlich machen.