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Der Turm ist danebengetaucht

■ Hamburger SV: Remisserie endlich beendet / 0:1 in Nürnberg verloren / Richard Golz patzte

: Remisserie endlich beendet / 0:1 in Nürnberg verloren / Richard Golz patzte

Es hätte so schön sein können! Ein Gedankenfehler kostet der Bundesligariege des Hamburger Sport Vereins einen wohlverdienten Punkt. Es war sicherlich kein berauschendes Spiel, das die Nürnberger und Hamburger den 28500 Zuschauern im Frankenstadion boten, ein solches ließen die äußeren Umstände auch nicht zu: Schneefall bis kurz vor Spielbeginn, ein knochenhart gefrorener Boden, der zudem noch mit einer seifigen Schneeschicht überzogen war.

Die Hansestädter waren auf einen Punkt aus und taktisch entsprechend eingestellt. Klar also, daß zunächst die Franken das Spiel bestimmten und sich eine Reihe von Chancen erarbeiteten. Aber da stand der 197 cm hohe Turm in der Schlacht, namens Richard Golz. Der lange Keeper des HSV hielt, was nur zu halten war. Ob Eckstein, Oechler, Dorfner ... alle verzweifelten ein ums andere Mal. Es schien fast so, als sollte die Rechnung des HSV aufgehen, wenn nicht die 70. Minute gewesen wäre. Ein harmloser Paß Dorfners wurde von „Eckes“ Eckstein in halbrechter Position angenommen, der wiederum bedrängt durch die Hamburger Abwehr zog den Ball, mehr aus Verzweiflung in Richtung Tor ab. Aber: Ritchie Golz tauchte wieder in die Flugbahn. Diesmal allerdings mit negativem Ausgang. Der Ball landete in den Maschen des Gehäuses. Ein kapitaler Patzer von Golz, der der Lederkugel die spielentscheidende Richtungsänderung gab.

„Ich habe gedacht, er zieht aufs lange Eck“, entschuldigte sich Golz anschließend, „dadurch war die Reaktionszeit zu kurz!“ Benno Möhlmann sah es ähnlich: „Wenn man die Leistung des Langen mit Plus und Minus analysiert, so bleibt unter dem Strich doch nur übrig, daß er unser großer Rückhalt war“. Gebe es nicht von Zeit zu Zeit diese Aussetzer, so wäre der HSV- Schlußmann sicherlich auch ein Thema für Bundes-Berti Vogts.

Diese Niederlage bringt den HSV wieder in eine prekäre Situation. Das Thema Abstieg sollte eigentlich mit dem eingeplanten Punkt in Nürnberg ersteinmal vom Tisch sein. So steckt der HSV aber wieder mitten im Schlamassel. Wenn es ganz unglücklich läuft, kann am kommenden Freitag mit einer Niederlage gegen den 1. FC Köln der Absturz auf einen Abstiegsplatz folgen. „Wir können nur eines: die Ärmel hochkrempeln und zeigen, daß wir besser sind als die nüchternen Fakten aussagen“, so Trainer Möhlmann. Die Marschroute ist ausgegeben. Die Taten müssen folgen. Ein Sieg gegen Köln ist Pflicht, sonst könnte in den nächsten Wochen mit den Gegnern wie Leverkusen, Bayern und Karlsruhe das Thema „Zweite Liga“ höchst aktuell werden.

Michael Fritz

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