Angolas Regierung gegen Unita-Angebot

■ Nach Fall von Huambo weitere Kämpfe erwartet

Johannesburg (taz) – Angolas stellvertretender Außenminister Joao Miranda reagierte abweisend auf das Verhandlungsangebot: „Das ist ein Witz.“ Nachdem am Samstag die Stadt Huambo im zentralen Hochland Angolas in die Hände der Rebellenbewegung Unita gefallen war, hatten die Regierungsgegner Friedensgespräche in Genf vorgeschlagen. Noch letzte Woche waren sie zu einer von den Vereinten Nationen vermittelten Gesprächsrunde in Addis Abeba nicht erschienen.

Huambo mit seinen ehemals 200.000 bis 400.000 Einwohnern wurde laut Augenzeugen während der 56tägigen Auseinandersetzungen dem Erdboden gleichgemacht. Nach Informationen von Hilfsorganisationen konnten die Bewohner trotz aller Bombardements und Kämpfe nicht fliehen. Hilfsorganisationen hoffen, in den kommenden Tagen die Zivilbevölkerung wieder versorgen zu können. Das Internationale Rote Kreuz hält zwei Flugzeuge mit Hilfsmaterial und Ärzten bereit. Aber Unita reagierte während der letzten fünf Wochen auch nicht auf andere Anfragen des IKRK, Hilfsflüge in andere Gebiete zu unternehmen.

Laut Regierungsangaben sollen allein in Huambo 12.000 Menschen gestorben, 15.000 verletzt worden sein. Weder das Zivil- noch das Militärkrankenhaus sind brauchbar.

Die Zivilbevölkerung dürfte mittlerweile auch Hunger leiden. Die Regierung bombardierte nahezu permanent Unita-Stellungen in der Stadt. Die Rebellen massakrierten während der Auseinandersetzungen ganze Familien von Regierungsanhängern — darunter auch die Verwandten des angolanischen Premierministers.

Die Eroberung von Huambo besitzt überwiegend symbolischen Wert. Die Stadt liegt im Zentrum des Siedlungsgebiets des Ovimbundu-Volkes, das fast 40 Prozent der gut neun Millionen Einwohner stellt und zu dem auch Unita-Chef Jonas Savimbi gehört. Der von Missionaren aufgezogene Rebellenchef verkündet immer wieder, daß es sich bei dem gegenwärtigen Krieg um einen Stammeskonflikt handele.

Beobachter befürchten, daß Unita jetzt einen Angriff auf die Hafenstadt Lobito wagen könnte. Dies würde in das Unita unterstellte Konzept passen, Angola südlich des 13. Breitengrades in zwei Staaten zu spalten.

Angolas stellvertretender Außenminister erklärte gestern: „Huambo ist noch nicht verloren.“ Die Äußerung legt nahe, daß von Regierungsseite weitere Militäroperationen in dem Gebiet um Huambo geplant sind. Die Regierungsstreitkräfte besitzen immer noch 47 kampffähige MiG- und Sukov-Kampfflugzeuge, die auch während der letzten Wochen zunehmend stärker eingesetzt wurden. Angolas Präsident Eduardo dos Santos erklärte am Wochenende, er werde sich im Ausland um neue ausländische Militärhilfe bemühen.

Der ehemalige Generalstabschef der Armee flog inzwischen nach Kuba, einen alten Verbündeten, der früher 50.000 Soldaten in Angola stationiert hatte. Damit reagiert die Regierung damit wohl auf das zögerliche und unentschlossene Verhalten der USA, Portguals und Rußlands, die sogenannten „Beobachtermächte“ des 1991 geschlossenen Waffenstillstands in Angola. Willi Germund