: Polygramme auf Gehirn
■ Im Rahmen der MEDIALE zeigt Sabine Schiebler ihre konzeptionellen Arbeiten bei der BP
ihre konzeptionellen Arbeiten bei der BP
Wie Fundstücke aus einer archaischen, längst versunkenen Welt wirken die großen, rostigen Stahl- Objekte, während die bunten Collagen eher an Pop-Art-Flächen erinnern. Die Arbeiten der Hamburger Künstlerin Sabine Schiebler weisen mit ihrem Titel Polygramme/ Kernspintomogramme - analog/digital auf die künstlerische Auseinandersetzung mit kulturellen Gegensatzpaaren und eine Verbindung zwischen Vergangenem und Neuem, das sich in technischem Fortschritt manifestiert, hin.
Sabine Schiebler ist fasziniert von Polygrammen, einem magisch erscheinenden Wortspiel, das sich besonders im Mittelalter großer Beliebtheit erfreute: Mehrere Buchstaben fügen sich so zu einem Quadrat, daß sowohl die Querreihen, die Längsreihen als auch die Diagonalen einen Wortsinn ergeben. Die Inhalte dieser Mehrfach- Anagramme konzentrierten sich
1schon vor Jahrhunderten auf für elementar gehaltene Welt-Strukturen und -Theorien. Sabine Schiebler umreißt ihre zentralen Themen mit jeweils 16 Buchstaben. Griechische Zeichen bilden das Wort „Erde“, hawaianische Worte wie „Lolo“ (Gehirn) lassen sich genauso finden wie „Atom“.
Als Hintergrund und Medium ihrer Polygramme wählt die Hamburger Künstlerin digital gewonnene Gehirnschnitte (Kernspintomogramme), die mit Laser in Stahl gebrannt oder auf Leinwand gesprüht überdimensional groß das analoge Zentrum der künstlerischen Auseinandersetzung zeigen. Dieses medizinische Ausgangsmaterial wird durch die künstlerische Arbeit in eine theoretische Reflexionsebene erhoben, in der sich alte Menschheitsthemen und neue Prozeß-Formen treffen. Annette Bolz
Bis 2.4., BP-Empfangshalle, City Nord
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen