: Neuer Park gegen dicke Luft
■ Ganz in grün: Die Halbinsel Entenwerder / Senat beschließt erste neue Parkanlage seit 25 Jahren / Kosten: 13 Millionen
/ Senat beschließt erste neue Parkanlage seit 25 Jahren / Kosten: 13 Millionen
Hamburg bekommt einen neuen Park. Nach einigem senatsinternen Gezerre beschloß die Stadtregierung gestern, auf der Elbhalbinsel Entenwerder in Rothenburgsort einen knapp 20 Hektar großen und 13,6 Millionen Mark teuren Park anzulegen. Im Sommer 1995 soll der „Stadtpark Rothenburgsort erlebbar“ sein, verkündete Umweltsenator Fritz Vahrenholt gestern.
„Wir legen sofort los“, erklärte Vahrenholt. Und zwar mit der Schippe: In diesem Sommer soll zunächst der „Haken“, ein altes Hafenbecken, das die Halbinsel Entenwerder vom Stadtteil Rothenburgsort trennt, zur Hälfte zugeschüttet werden. Der Wohnwagenplatz für Schausteller, der rund ein Drittel der Entenwerder Insel einnimmt, soll auf die Fläche Brennerhof/Andreas-Meyer-Straße an der Autobahn verlagert werden.
Wie der Park aussehen wird, ist noch ungewiß. In einem Architektenwettbewerb, der bis Mai läuft, sollen die Landschaftsplaner ihren grünen Fantasien weitgehend freien Lauf lassen. Die Umweltbehörde macht nur wenige Vorgaben. So muß die Anlage für unterschiedliche Freizeitaktivitäten nutzbar sein. Aus dem teilweise zugeschütteten Hakengraben soll eine sanft abfallende Flachwasserzone werden, mit Laichplätzen für Fische, Wasserpflanzen, aber auch Spielmöglichkeiten für Kinder.
Der vor allem wegen der hohen
1Kosten umstrittene Park ist nach über 25 Jahren die erste neue Grünanlage im Stadtgebiet. Und vermutlich für ebenso lange Zeit die letzte. Angesichts der anstehenden Finanzknappheit, so heißt es aus der Öko-Behörde, wird man sich derlei Ausgaben in Zukunft wohl kaum leisten können.
Vahrenholt begründete die Mil-
1lioneninvestition mit der Unterversorgung des Hamburger Ostens mit Grünanlagen. Während man von Altona bis zur Stadtgrenze im Grünen wandeln kann, sei Rothenburgsort „mit seiner dichten Bebauung und Bewohnerstruktur ein sozialer Brennpunkt, wo Freizeit- und Erholungsflächen fehlen“.
Dicke Luft, nicht nur im über-
1tragenen Sinn. Die Norddeutsche Affinerie auf der Veddel gegenüber der Entenwerder Halbinsel, das Kraftwerk Tiefstack und die Müllverbrennungsanlage Borsigstraße machen das Atmen in dem Stadtteil nicht gerade leichter. Das neue Grün soll entgegenwirken.
Und vielleicht auch dafür sorgen, daß der Senat auch grünes
1Licht für ein anderes Millionenprojekt: Die Bebauung der Elbinsel Kaltehofe gegenüber dem künftigen Elbpark durch einen finanzkräftigen Investor. Eine Senatskommission soll in den kommenden zwölf Monaten prüfen, ob die Umweltbelastung dort eine Bebauung mit Büros und Wohnungen zuläßt. Vera Stadie
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen