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Haus-Durchsuchung

■ Staatsanwaltschaft sucht nach Fotos von Polizisten

Etwa 20 Polizeibeamte haben gestern morgen das Sielwallhaus durchsucht. Nach Angaben des Vorsitzenden der Jugendinitiative Sielwallhaus, Karl-Heinz Kunde, zerstörten die Beamten im Sielwallhaus etwa zehn Türen völlig. Sie beschlagnahmten mehrere sog. „Spuckis“, das Kassenbuch der „Teestube“ sowie Zeitschriften. Laut Kunde ist dabei ein Sachschaden von etwa 10.000 Mark entstanden.

Nach Angaben des Bremer Oberstaatsanwaltes Hans-Georg von Bock und Polach hat die Polizei Fotos gesucht. Am 8. Dezember letzten Jahres sei ein „junger Mann“ in das Sielwallhaus gelaufen, bei dem die Polizei vorher bei einer Personenüberprüfung Fotos sichergestellt habe. Darauf seien Polizisten abgebildet gewesen, „fast Portraitfotos, teilweise mehrere Abzüge von ein und demselben Beamten“. Die Staatsanwalt habe annehmen müssen, daß die Fotos verteilt werden sollten: Ein Vergehen gegen das Kunsturhebergesetz, das Recht am eigenen Bild.

Die Fotos sind nach Angaben von Bock und Polachs bei den Polizeieinsätzen im Zuge der Mölln-Demonstrationen Ende letzten Jahres aufgenommen worden. Der bis ins Sielwallhaus Verfolgte habe die Bilder einem Beamten wieder entreißen können. Im Sielwallhaus sei der Polizist dann massiv bedroht und beschimpft worden.

Neben dem Sielwall-Haus sind auch die Wohnung des „jungen Mannes“ und der Laden der Bremer Bürgerinitiative gegen Atomenergieanlagen (BBA-Laden) durchsucht worden. Auch hier fand die Polizei Aufkleber mit der Aufforderung zu Gewalttaten, erklärte von Bock und Polach, nicht aber die Fotos. Die Türen des Sielwallhauses seien besonders massiv gesichert gewesen, deshalb hätten sich die Polizisten gewaltsam Zutritt verschaffen müssen. mad

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